Iran hält Ölpest-Bekämpfung für keine große Sache
24.05.2010
Die US-Regierung vertraut nicht mehr vollständig darauf, dass der Öl-Konzern BP die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko in den Griff bekommt. Innenminister Salazar erklärte, das Unternehmen werde „beiseite geschoben“, wenn sich herausstelle, dass des das Leck nicht stopfen könne. Der Iran bote den USA erneut Hilfe an.
Es sei keine große Sache, das Leck am Bohrloch zu schließen, sagte ein hochrangiger Manager der nationalen iranischen Ölbohr-Gesellschaft. Der Iran selbst habe damit schon zu tun gehabt, vor allem nach der Bombardierung von Ölplattformen während des Kriegs mit dem Irak in den 80er Jahren. Die USA werden die Hilfe aber kaum annehmen, sind sie doch im Dauerstreit mit dem Iran über dessen Atomprogramm.
Die USA hatten dem Energiekonzern BP zuvor damit gedroht, ihn von den Arbeiten zur Schließung des Bohrlochs auszuschließen und andere Firmen damit zu beauftragen. Sollte das Unternehmen seinen Worten keine Taten folgen lassen und das Leck nicht endgültig stopfen, werde es aus dem Weg gedrängt, warnte Innenminister Ken Salazar nach einem Besuch in der BP-Firmenzentrale in Houston.
BP lasse „Frist um Frist“ verstreichen. Salazar signalisierte, dass ein anderer Konzern aus der Branche die Federführung bei der Ölpest-Bekämpfung übernehmen könnte. Die Drohung aus Washington schickte die BP-Titel Montag auf Talfahrt: Die Titel brachen um bis zu 3,8 Prozent ein, womit sie zu den größten Verlierern in London gehörten.
Die Sorgen vor den Folgen der Ölpest für die Umwelt nahmen weiter zu. BP gestand am Montag ein, dass sich das Absaugen des Öls vom Leck schwieriger gestaltet als erwartet. Dem Unternehmen ist es eigenen Angaben zufolge in der vergangenen Woche gelungen, im Schnitt knapp 320 000 Liter (2010 Barrel) pro Tag mit einem Rohr aufzufangen. Bislang war von mehr als doppelt so viel die Rede. Die Informationspolitik von BP ist wiederholt in die Kritik geraten. Dem Unternehmen wird dabei auch vorgeworfen, das Ausmaß der Ölpest herunterzuspielen und zu vertuschen.
Unklar bleibt weiterhin, wieviel Öl genau seit der Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ am 20. April täglich ins Meer strömt. Im Gespräch sind rund 800 000 Liter. Einige Experten halten eine weit größere Menge für wahrscheinlich. Am Dienstag oder Mittwoch will BP versuchen, die Ölquelle in etwa 1600 Metern Tiefe zu verstopfen. Unterwasser-Roboter sollen mit Röhren und Schläuchen Schlamm in die Lecks pumpen. Sollte das scheitern, wollte BP die Quelle mit einer Geröll-Mischung aus Golfbällen, Reifenteilen und anderem Materialien stopfen.
Im US-Bundesstaat Louisiana hat der Ölteppich die artenreichen Sumpfgebiete erreicht. Über 110 Kilometer Küste sind von einem Ölfilm überzogen. Innenminister Salazar und Heimatschutzministerin Janet Napolitano wollten mit einer Gruppe US-Senatoren am Montag die betroffenen Gebiete besuchen.
Fachleute schließen nicht aus, dass das Öl über Strömungen auch nach Florida, Kuba und die US-Ostküste kommen könnte. Nach den Worten Salazars erklärte sich BP bereit, für die Säuberung der Küsten mehr zu zahlen als gesetzlich vorgeschrieben. Die Höchstgrenze im US-Recht liegt bei 75 Mio. Dollar. Experten gehen mittlerweile von Milliarden-Beträgen aus, die auf BP zukommen könnten. Auch Salazar spielte auf die immensen Kosten an: „Dies ist eine existenzielle Krise für eines der größten Unternehmen der Welt.“
Was genau passieren würde, wenn die Regierung BP von der Ölpest-Bekämpfung ausschließt, ist unklar. Die Regierung selbst könne das Problem nicht lösen, da nur BP und die Industrie die nötige Technologie für einen Verschluss des Bohrlochs besitze, sagte der Chef der Küstenwache, Admiral Thad Allen. Der wachsenden Kritik an dem BP-Chef Hayward schloss sich Allen nicht an. „Ich vertraue Tony Hayward. Wann immer ich mit ihm spreche, bekomme ich auch eine Antwort.“ Allen leitet für die USA die Maßnahmen im Kampf gegen das austretende Öl.
US-Präsident Barack Obama äußerte sich am Samstag so scharf wie nie zuvor über das Unglück und sprach von einem „Ausfall der Verantwortlichkeiten“. Dabei nannte er neben BP auch die Firmen Haliburton und Transocean. „Wir werden die relevanten Firmen zur Verantwortung ziehen. Nicht nur dabei, die Fakten im Zusammengang mit dem Leck transparent zu machen, sondern auch dabei, das Leck zu schließen, die angerichteten Schäden in Ordnung zu bringen und die Amerikaner auszuzahlen, die einen finanziellen Schaden erlitten haben.“
Transocean ist ein Ölbohr-Konzern aus der Schweiz, den BP als Betreiber der gesunkenen Anlage angeheuert hatte. Der US-Konzern Haliburton hatte vor dem Unglück Zement-Arbeiten am Bohrloch vorgenommen. Trotz der Ölpest schließt Präsident Obama weitere Bohrungen in der Tiefsee nicht aus, da der Golf von Mexiko für die US-Energieversorgung wichtig sei. Die Bohrungen in der Tiefe könnten aber nur fortgesetzt werden, wenn klar sei, dass sich ein solches Unglück nicht wiederhole, sagte Obama.
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