Obama’s Lessons from the Oil Leak

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Obamas Lehre aus der Ölpest

Von Dietmar Ostermann

Barack Obama ist nicht der Präsident, den sich Amerika in der Ölpestkrise wünscht. Der methodische Denker nimmt sich gern Zeit für Entscheidungen, der rationale Intellektuelle ist kein großer Tröster und Umarmer. In Krisenzeiten will das Volk einen zupackenden Macher, der Zuversicht und Vertrauen ausstrahlt.

Trotzdem ist Barack Obama der Präsident, den sich Amerika in der Ölpestkrise wünschen sollte. Man kann diskutieren, ob er die Dimension der Katastrophe von Anfang an verstanden hatte. Im Kampf gegen das Öl wiegelte BP lange ab, die Regierung sah schweigend zu. Das Krisenmanagement war nicht perfekt, Obama hat das eingeräumt. Aber da schwappen inzwischen eben auch zwei, drei, vielleicht mehr Tankerladungen Öl im Golf von Mexiko herum. Selbst wenn das Bohrloch jetzt nach fünf Wochen verstopft werden sollte, treibt oben auf dem Meer der größte Ölschlick der US-Geschichte.

Wer Obamas Rolle fair bewerten will, sollte ihn daran messen, welche Lehren er aus dem Öl-Gau zieht. Den sensiblen Küstenschelf wollte er drei Wochen vor der Havarie den Ölmultis weiter öffnen, um im Kongress sein Klimagesetz mehrheitsfähig zu machen. Der faule Kompromiss muss nun vom Tisch.

Der Präsident muss seinen Landsleuten klar sagen, was der wahre Preis des Öls ist. Er muss die fahrlässig nachlässige Aufsicht der Ölindustrie verschärfen und die Energiewende vorantreiben. Es ist ein Lichtblick in diesen schwarzen Tagen, wenn zum ersten Mal im Weißen Haus ein Präsident sitzt, der diese Notwendigkeit erkannt hat. Findet er den Mut, die Vision vom grüneren Amerika anzupacken, muss die Ölpest nicht “Obamas Katrina” werden.

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