Rohstoff-Funde in Afghanistan wecken Interesse des Pentagon
Von Paul Müller
15. Juni 2010
Offenbar Billionen-Werte im Boden am Hindukusch
Afghanistan als neuer Rohstoff-Gigant. Ausgerechnet Geologen des US-Verteidigungsministerium haben am Hindukusch Bodenschätze im Wert von einer Billion Dollar entdeckt. Es geht um Lithium, Eisen, Kupfer und Gold. Interessant ist vor allem der Zeitpunkt der Funde: die Erschließung riesiger Lagerstätten könnten das Interesse der Mächte am Land neu anfachen.
Die genauen Außmaße der Funde wurden nicht genannt. Der für Afghanistan zuständige US-General David Petraeus sprach aber von „athemberaubenden Möglichkeiten“.
Kabuls Bergbauministers Wahidullah Shahrani sieht es skeptischer: „Es ist davon auszugehen, daß das eine oder andere, was jetzt als neuer Fund verkauft wird, nicht wirklich neu ist.” Tatsächlich ist seit langem bekannt, daß Afghanistan über massive Rohstoffvorkommen verfügen muß. 2006 wurden u.a. Öl und Uran entdeckt.
Die aktuelle Entdeckung wird vor allem das Interesse der Mächte an Afghanistan neu begründen. Die bisherigen Begründungen des Krieges (Kampf gegen Terror, Menschenrechte) hatten angesichts der schlechten Frontlage an Überzeugungskraft verloren. Hinzu kommt die Verstimmung zwischen Washington und dem nominellen afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, dessen offensichtlich gefälschte Wiederwahl im vergangenen Jahr selbst in Washington für heftiges Unwohlsein sorgte.
Die Erschließung umfangreicher Bodenschätze wäre für die USA von zentralem Interesse – auch, weil sich sonst China in dem Gebiet engagiert. Die MCC China Metallurgical Group beutet bei Kabul bereits die 700 Millionen Tonnen Kupfer umfassende Mine Aynak aus. Bereits beim Siegeszug der Taliban, Mitte der 90er Jahre, hatten US-Unternehmen Wert auf schnelle Rohstoff- und Transitverträge mit den damals noch hofierten Mullahs gelegt.
Die Sorge um Menschenrechte und Demokratie in Afghanisten wird in den Hauptstädten der Mächte in Zukunft wohl wieder ausgeprägter werden.
Veröffentlicht: 15. Juni 2010
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