Naïve in the Caucasus

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Das waren noch Zeiten, als George W. Bush an einem späten Augustabend in Tiflis mit den Hüften wackelte und georgische Kriegsmänner mit gezückten Dolchen so enthusiastisch über die Bühne sprangen, dass die Sicherheitsleute des damaligen amerikanischen Präsidenten nervös wurden. Zeiten der Blauäugigkeit gewissermaßen. Einen Georgien-Krieg und einen US-Präsidenten später ist die amerikanische Strategie für den Kaukasus – sofern es eine solche jemals gab – ein Scherbenhaufen.

Washington hat Mitte der 1990er-Jahre mit Erfolg in Aserbaidschan für den Einstieg von BP und anderer westlicher Ölkonzerne im Kaspischen Meer lobbyiert, später die “Rosenrevolutionäre” in Georgien massiv finanziell unterstützt und ihnen den Weg in die Nato zu ebnen versucht, und wollte 2009 schließlich – irgendwie im Vorbeigehen – schnell die Aussöhnung zwischen Türken und Armeniern bewerkstelligen. Gebracht hat das alles nur eines: die Einsicht der Obama-Regierung, einen politischen Neustart mit Russland zu wagen, der alten und neuen Vormacht im Kaukasus, die sich nicht einfach verdrängen lässt.

Hillary Clintons Besuch in Aserbaidschan, Georgien und Armenien sollte natürlich zeigen, dass das neue Verständnis für Moskau nicht auf Kosten der drei Kaukasusstaaten geht. Politische Partner kann man sich aber auch einbilden. Von der erhofften Wendung zu westlichen Werten ist vor allem in Aserbaidschan wenig zu merken.

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