A “Mad Dog” Who Loves to Shoot People

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Ein “verrückter Hund”, der gern auf Leute schießt

Von Christoph Prantner

14. Juli 2010, 19:45

Ausgerechnet er, ausgerechnet James “Mad Dog” Mattis. Der vierschrötige General des Marine-Corps, der dafür bekannt ist, deutliche und manchmal nur schwer zitable Worte zu verwenden, rückt in eine der wichtigsten Funktionen des US-Militärs auf. Er wird Chef des Centcom – jenes Kommandos, das zuständig ist für eine Region von 20 Staaten zwischen Ägypten und Zentralasien, zuständig für die Kriege im Irak und in Afghanistan.

Eigentlich wäre der 60-Jährige, der aus einem kleinen Nest namens Pullman im Bundesstaat Washington stammt, bereits pensionsreif gewesen. Doch dann machte General Stanley McChrystal an einer Hotelbar in Paris aus seinem Herzen keine Mördergrube. Der kommandierende General in Afghanistan beflegelte vor Journalisten Präsident Barack Obama, der ihn prompt rausschmiss und seinen Vorgesetzten aus dem Centcom, David Petraeus, nach Kabul befehligte. Das war die Chance für Mattis.

Pentagon-Chef Robert Gates streute dem Vier-Sterne-General der Marines nach dessen laut Washington Post allenthalben mit Erstaunen aufgenommener Beförderung Rosen: Er sei einer der “innovativsten Denker des US-Militärs”, ließ er verbreiten. Gleichzeitig hieß es in Washington, der Verteidigungsminister habe dem kampferprobten Truppenkommandeur eingeschärft, er möge seine allzu lockere Zunge zügeln, so er kein Schicksal wie der geschasste McChrystal erfahren wolle.

In der Tat kommt Gates’ Warnung nicht von ungefähr: 2005 extemporierte Mattis, der unter anderem auch die stets an vorderster Front kämpfende 1st Marine Expeditionary Force befehligte, in San Diego leichten Herzens vor erstauntem Publikum, dass es ihm Spaß mache, auf Leute zu schießen. “Wir kommen nach Afghanistan und treffen Leute, die Frauen schlagen, weil die keine Schleier tragen. Es macht Spaß, auf diese Leute zu schießen. Das ist echt eine große Sause. Und ich mag es, mich zu prügeln.”

Damals wurde ihm beschieden, er möge seine Worte bedächtiger wählen. Andere Konsequenzen gab es nicht. Und Verteidigungsminister Gates beeilte sich diesmal hinzuzufügen: “Die vergangenen fünf Jahre haben gezeigt, dass die Lektion gelernt wurde.” Tatsächlich klang Mattis zuletzt ganz anders, als er seinen Soldaten einschärfte: “Wann immer ihr euch gegenüber Zivilisten schlecht verhaltet, ist das ein Sieg für Al-Kaida und die Aufständischen.”

(Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 15.7.2010)

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