Presidential Cowardice

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Die Feigheit des Präsidenten

Von Dietmar Ostermann

Datum: 15 | 8 | 2010

Politisch kann Barack Obama beim Thema Moschee nahe dem Ground Zero nur verlieren. Doch gerade weil die Demagogen das alte Terrortrauma ausschlachten, wäre es Zeit für klare Worte.

Man kann Barack Obama ja verstehen. Zwei Drittel seiner Landsleute lehnen den Bau eines muslimischen Gemeindezentrums nahe Ground Zero ab. Der Mob will die „9/11-Siegesmoschee“ nicht. Andere haben einfach ein ungutes Gefühl. Politisch kann Obama bei dem Thema nur verlieren. Ein Drittel der Amerikaner glaubt, der 44. Präsident der USA selbst sei ein Muslim, darunter erschütternde 57 Prozent der Republikaner.

Doch gerade weil Demagogen das alte Terrortrauma seit Wochen ausschlachten, um ungeniert Ängste vor Muslimen zu schüren, wäre es an der Zeit für klare Worte des Präsidenten. Es geht längst nicht mehr nur um New York und den „heiligen“ Boden von Ground Zero. Von Temecula in Kalifornien bis Sheboygan in Wisconsin sehen sich muslimische Gemeinden mit Protesten konfrontiert, sobald sie eine Moschee errichten wollen. Was tut Obama? Er verteidigt das Recht der Muslime auf Religionsfreiheit allgemein. Aber er lässt durchblicken, dass womöglich auch er Vorbehalte hat gegen eine Moschee zwei Querstraßen vom ehemaligen World Trade Center entfernt.

Der Präsident taktiert, er legt sich nicht fest. Damit aber lässt er feige all jene im Stich, die sich vergeblich um eine sachliche Debatte bemühen. Gern wüsste man, was der Initiator des New Yorker Gemeindezentrums, Imam Feisal Abdul Rauf, dazu zu sagen hat. Das US-Außenministerium schickt den Mann gerade nach Katar, Bahrain und in die arabischen Emirate. Rauf, der sich dem Dialog der Kulturen verschrieben hat, soll dort im Auftrag der Obama-Regierung über religiöse Toleranz und das Leben der Muslime in Amerika berichten.

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