GM Needs a Lot More Than Just First Aid

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General Motors braucht viel mehr als nur erste Hilfe

Von Nikolaus Doll

19.08.10

GM ist dem Untergang entronnen, aber nicht über den Berg. In den USA ist GM eingekeilt zwischen deutschen Herstellern und den Billigheimern aus Fernost.

An General Motors ist alles riesig: der Schuldenberg war es, ebenso die Zahl von Werken und Mitarbeitern, die keiner mehr brauchte, und die Autos sind es weiterhin. Am Ende wird es auch der Börsengang sein. Die Aktienemission, für den der Opel-Mutterkonzern nun Anlauf nimmt, wird wohl eine der größten der Wirtschaftsgeschichte – aber sie wird vermutlich nicht der riesige Erfolg, den sich GM erhofft. Dafür kommt der Gang aufs Parkett zu früh.

GM hat ohne Frage in einem atemberaubende Tempo das Insolvenzverfahren hinter sich gelassen und schmerzhafte sowie längst überfällige Einschnitte vorgenommen. Zwischen 2007 und vergangenem Jahr wurde rund ein Viertel aller Jobs abgebaut, ein gutes Dutzend der einst 46 großen US-Werke ist dicht. Seines Schuldenberges hat sich der Konzern im Zuge des Chapter-11-Verfahrens entledigt, freilich auf Kosten der Aktionäre.

Bei alternativen Antrieben hinken die Amerikaner hinterher

Damit stimmt immerhin die Kostenseite. Auch das Durcheinander bei den Marken hat sich gelichtet. Geldverbrenner wie Saturn oder Pontiac gibt es nicht mehr, der Premiumhersteller Saab, für den der US-Konzern nie ein Händchen hatte, wurde verkauft. Für GM spricht außerdem, dass der Konzern auf den beiden größten Automobilmärkten der Welt, den USA und China gut aufgestellt ist.

Aber ist all das eine Story, mit der sich Anleger locken lassen, Milliarden in die Kasse des Autobauers zu spülen? Eher nicht. Was das Management bislang geleitet hat, ist erste Hilfe. All die Maßnahmen sind vorerst nichts mehr als ein Notverband. Für die endgültige Heilung, also den dauerhaften Erfolg von GM, braucht es mehr.

Die richtige Modellpalette vor allem. Bei alternativen Antrieben hinken die Amerikaner hoffnungslos hinterher, den Vorsprung der Japaner und Koreaner können sie so bald nicht aufholen. Und dann muss sich der US-Konzern entscheiden, in welcher Liga er künftig punkten will. Auf dem Heimatmarkt ist GM eingekeilt zwischen den deutschen Herstellern, die den Premiummarkt dominieren und den Billigherstellern aus Fernost. Irgendwo dazwischen tummelt sich der Detroiter Autobauer und verkauft Mittelklasseautos mit einem diffusen Bild von der Zielgruppe. Damit lässt sich auf Dauer aber kein Geld verdienen, GM braucht eine Modellstrategie, ein neues Image, eine Vision. „To big to fail“, zu großzu sein, um scheitern zu können, wie es in den US auch über GM hieß, ist jedenfalls keine Strategie. Das wissen auch die Anleger.

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