Hot Wings Instead of Peking Duck

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Hähnchenflügel statt Peking-Ente

von Andreas Schuck

16.10.2010

Der US-Imbisskonzern Yum Brands verdient in China bald mehr Geld als im Rest der Welt. Die Aktionäre danken.

Der schnelle Imbiss unterwegs hat in China Tradition. Mobile Garküchen bieten Passanten aus dampfenden Woks frisch zubereitete Speisen. Doch auch in der Volksrepublik ist der Trend zum American Way of Life unverkennbar. Statt Stäbchenkost stehen immer öfter Pizza, Burger oder frittierte Hähnchenflügel auf dem Speiseplan. Früh auf diesen Trend gesetzt hat der US-Schnellimbisskonzern Yum Brands mit Marken wie Pizza Hut, Kentucky Fried Chicken (KFC) oder Taco Bell.

1987 eröffnete das Management dort die erste KFC-Filiale. Anfangs von Branchenexperten skeptisch beäugt, hat sich die Expansion in das bevölkerungsreichste Land der Welt zum Erfolgsmodell entwickelt. Heute existieren mehr als 3000 KFC-Restaurants in über 650 Städten, fast jeden Tag eröffnet ein weiteres. Hinzu kommen fast 500 Pizza-Hut-Betriebe. Damit kann Yum den Titel als größter Schnellrestaurantbetreiber des Landes für sich beanspruchen. Auf lange Sicht sind mindestens 20.000 Filialen geplant.

Das stürmische Wachstum kommt gerade recht, laufen die Geschäfte auf dem Heimatmarkt doch schleppend. Das belegen die Zahlen zum dritten Quartal: Während der währungsbereinigte Umsatz in China um 18 Prozent stieg, legte das übrige Auslandsgeschäft nur noch um fünf Prozent zu – und in den USA stagnierte der Umsatz. Beim operativen Ergebnis zeigt sich ein ähnliches Bild: Yum China (plus 23 Prozent) und Yum Restaurants International (plus 16 Prozent) ragen heraus, die USA fallen mit einem Rückgang von zwei Prozent aus der Reihe. “Es war ein respektables Quartal”, sagt Jack Russo von der Investmentfirma Edward Jones. Dennoch missfällt ihm, dass nicht alle Regionen zum Ergebniswachstum beigetragen haben.

Die Börse ist weniger mäkelig und begeistert sich für die Wachstumsstory im Reich der Mitte. Fast 42 Prozent des Umsatzes und knapp die Hälfte des Ergebnisses werden dort bereits erwirtschaftet. Schon bald dürfte Yum in der Volksrepublik mehr verdienen als in den übrigen Regionen zusammen. Das Unternehmen aus Kentucky bietet deshalb wie kaum ein anderer westlicher Konzern Chinafantasie.

Die Anleger ignorieren selbst die steigenden Lohn- und Rohstoffkosten in China. Für die nächsten Monate rechnet Finanzchef Richard Carucci mit stagnierenden oder leicht rückläufigen Margen in China.

Die derzeit erzielten rund 25 Prozent suchen allerdings ihresgleichen, sind die anderen Regionen im Konzern doch nur etwa halb so profitabel. Carucci beziffert die Belastungen aus den höheren Lohnkosten für das Gesamtjahr auf 40 Mio. Dollar. Noch will er nicht mit höheren Preisen gegenhalten – für die Zukunft schließt er das aber nicht aus.

Lohnsteigerungen sind für Yum Fluch und Segen zugleich: Sie belasten das Ergebnis, tragen aber auch dazu bei, dass sich eine konsumfreudige Mittelschicht bildet – ein Trend, der auch in anderen Schwellenländern zu beobachten ist. Aus diesem Grund expandiert Yum auch in Indonesien, den Philippinen, Malaysia oder Vietnam. “Wir erwarten, dass bis 2015 rund 60 Prozent unseres Gewinns aus Schwellenländern stammt”, sagt Carucci. Mehr zum Thema

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Das Wachstum schlägt sich im Aktienkurs nieder, der an der Heimatbörse in New York Rekordstände markiert. Denn trotz des kurzfristigen Margendrucks peilt das Unternehmen für 2011 den zehnten zweistelligen Gewinnzuwachs in Folge an. So viel Kontinuität hat natürlich ihren Preis.

Derzeit müssen Anleger das rund 17-Fache des erwarteten Ertrags für den Titel zahlen. Konkurrent McDonald’s ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,5 ein gutes Stück günstiger. Doch die Aktie verdient den Bewertungsaufschlag, hat sie doch den S&P-Branchenindex für Restaurants und den Gesamtmarkt nicht nur seit Jahresbeginn, sondern auch im Zwei- und Fünfjahresvergleich hinter sich gelassen. Man mag über Pizza oder panierte Hühnchenteile denken, was man will: Die Aktie von Yum sollte auch künftig ein bekömmliches Investment sein.

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