The Conference of Losers

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Die Nato will sich beim Gipfel neuen Realitäten anpassen. Dazu gehört jene, dass man gegen die Taliban verloren hat.

Der Beginn des Abzugs der Truppen von 28 Nato-Staaten und 19 Nato-Partnern aus Afghanistan steht also bevor und soll 2014/15 großteils beendet sein – das wird eines der Ergebnisse des Lissabonner Nato-Gipfels sein.

Das Publikmachen jedes künftigen Abzugs ist grundsätzlich unklug: Es motiviert den Kampfgeist der eigenen Soldaten nicht, die ungern am Vorabend des Abzugs fallen; es motiviert den zurückbleibenden Alliierten, diesfalls Afghanistans Armee, nicht, wenn man ihm die Rückendeckung nimmt; und es bewegt den Feind dazu, sich zurückzuhalten, um sich zu stärken und später umso heftiger zuschlagen zu können. Aber wie dem auch sei: Die Soldaten aus den USA, Deutschland, Malaysia und anderswo gehen den Weg, den einst ihre britischen oder sowjetischen Kollegen gehen mussten, raus aus dem unbeherrschbaren Land. Modernste Armeen können gegen einen fanatischen, heimtückischen Gegner verlieren, auch wenn er Sandalen trägt.

Mit schuld ist aber auch, dass die Interventionstruppe nie groß genug war. Das scheiterte meist am Geld und daran, dass westliche Demokratien mit ihrem pazifistischen Anhauch sehr ungern Krieg führen, und wenn, dann zu wenig konsequent. Allerdings hat die Welt vor lauter Taliban-Bekämpfung auch den zivilen Wiederaufbau vernachlässigt. Daher ist vielen afghanischen Regierungssoldaten nicht so klar, ob das, wofür sie kämpfen, überhaupt ein Staat ist.

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