Egg on America’s Face: Taliban Chief Was a Fake

<--

Blamage für USA: “Taliban-Führer” war ein Betrüger

23.11.2010 | 19:03 | (Die Presse)

Die Vereinigten Staaten und Afghanistan wurden zum Narren gehalten. Ein Mann, der sich als Nummer zwei der Taliban ausgab, führte falsche “Friedensverhandlungen”. Seine wahre Identität ist weiterhin unbekannt.

Es klang vielversprechend, was in den vergangenen Monaten von den geheimen Gesprächen zwischen der Führung in Afghanistan und den Taliban an die Öffentlichkeit drang: Hoffnungen wurden geschürt, der Krieg könnte bald beendet sein. Besonders die Anwesenheit eines Mannes ließ vorsichtigen Optimismus zu: Mullah Akhtar Muhammad Mansour, zweitwichtigster Mann der Taliban nach deren Oberhaupt Mullah Omar. Jetzt gibt es einen herben Rückschlag: Wie die „New York Times“ berichtet, ist dieser Mansour gar nicht der, für den sich ausgab.

Die USA und Afghanistan mussten jetzt einräumen, dass der Mann sie zum Narren gehalten hat. „Er ist es nicht“, sagte ein westlicher Diplomat in Afghanistan: „Und wir haben ihm viel Geld gegeben.“ Drei Spitzentreffen mit hochrangigen Beamten der Nato, zu denen „Mansour“ aus Pakistan eingereist war, wären deshalb wenig zielführend gewesen. Der unechte Taliban-Führer ist vor einigen Wochen sogar mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai in dessen Palast zusammengetroffen.

Verbissener Kampf um Frieden

Der Vorfall unterstreicht die unsichere und zum Teil groteske Art und Weise, mit der afghanische und amerikanische Führer verbissen nach Wegen suchen, den seit neun Jahren andauernden Krieg am Hindukusch zu beenden. Die Führer der Taliban verstecken sich in Pakistan, wo sie vermutlich von regierungsnahen Kreisen gedeckt werden. Gleichzeitig erhält die pakistanische Regierung Milliarden Dollar an US-Unterstützung.

Von amerikanischer Seite wird nun beteuert, man habe von Anfang an die Identität des Mannes bezweifelt. Ganz anders als die Taliban das in der Vergangenheit gefordert hatten, machte er den Abzug der internationalen Streitkräfte und eine Regierungsbeteiligung der Taliban in den Verhandlungen nicht zur Bedingung einer Friedensvereinbarung. Ernste Bedenken kamen aber erst nach dem dritten Treffen auf. Ein Verhandler auf afghanischer Seite, der den echten Mansour seit Jahren kennt, wunderte sich über den Mann am Verhandlungstisch: „Er ähnelt Mansour nicht.“ Wie die Amerikaner die falsche Identität des Mannes endgültig feststellten, ist unbekannt – ebenso wenig wie seine wahre Identität: Möglicherweise ist er ein Agent der Taliban.

„Taliban klüger als Amerikaner“

Ein hoher Beamter der Kabuler Regierung hält das für möglich: „Die Taliban sind klüger als die Amerikaner und unser Geheimdienst. Sie spielen Spielchen.“

Inzwischen wird immer klarer, was keiner wahrhaben will: dass nämlich die Taliban gar nicht zu Friedensgesprächen bereit sind. Taliban-Führer Mullah Omar bezeichnet die USA als „listigen Feind, der nur vorgaukelt, in Verhandlungen treten zu wollen“. Sayed Amir Muhammad Agha, ehemaliger Befehlshaber der Taliban, zeigte sich in einem Interview überzeugt, dass sie keinerlei Ambitionen zu Friedensgesprächen hegten: „Wann immer ich mit den Taliban spreche, ist offensichtlich: Sie akzeptieren kein Friedensangebot. Sie werden nicht müde zu kämpfen.“

(“Die Presse”, Print-Ausgabe, 24.11.2010)

About this publication