Makulatur
Von Olaf Standke
13.01.2011
Was man von Abzugsterminen in Afghanistan zu halten hat, macht Joe Biden auf seiner Hindukusch-Tour gerade noch einmal deutlich. Mag sein Präsident auch die beschlossene Aufstockung der USA-Truppen um 30 000 Soldaten mit dem Rückzugsbeginn Mitte nächsten Jahres verbunden und die NATO Ende 2014 als Deadline für den Kriegseinsatz gesetzt haben – wenn nötig, werde man natürlich länger bleiben, so der Obama-Vize. Auch die Bundeswehrsoldaten haben allen Grund, jetzt verkündete Zeitpläne vor allem als Wahlkampfposter im Jahr der vielen Urnengänge zu betrachten.
Was haben die forcierte Aufrüstung und all die Offensiven im Vorjahr aber gebracht? Von »fragilen Erfolgen« spricht Biden. Selbst das ist beschönigend. Vertrauliche Karten der UN-Mission in Afghanistan zeigen, dass die Risikoeinschätzung vor allem für den Norden und den Nordosten des Landes am Ende dramatischer ausfällt als zu Beginn der »jährlichen Kampfsaison«. Sogar in einigen zuvor sicheren Gebieten verschlechterte sich die Situation deutlich. Der verstärkte Einsatz von USA-Soldaten in der Rebellenhochburg Kandahar etwa hat in der Provinz bisher vor allem Schäden im Wert von rund 100 Millionen Dollar angerichtet, Häuser und Felder zerstört – und immer mehr unbeteiligte Zivilisten zur Flucht gezwungen. Trotzdem wollen Washington und NATO ihre Strategie der militärischen Eskalation fortsetzen. Ihr Exposé ist zuerst ein Fahrplan ins Desaster.
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