Krise in Ägypten
“Jetzt heißt jetzt”
von Christoph Prantner
04. Februar 2011
Es ist seltsam: Massen marschieren in einem arabischen Land auf, und für dieses eine Mal brennen keine amerikanischen Flaggen bei den Kundgebungen. Wenn ein Indiz für die Effektivität des US-Krisenmanagements gesucht wird, dann könnte es durchaus dieses sein.
Nach anfänglicher Vorsicht hat Washington zuletzt seine Strategie umgestellt und deutlich Position bezogen. US-Sonderemissär Frank Wisner, der in Kairo einen einigermaßen friktionsfreien Übergang einleiten sollte, ist unverrichteter Dinge zurückgekehrt. Präsident Hosni Mubarak klammert sich nicht nur weiter an die Macht, er lässt auch seine Schlägertrupps von der Kette. Damit ist der alte Mann, der für die Amerikaner so lange ein Garant der Stabilität in der Region war, zu einer Belastung geworden.
Das lassen die Vereinigten Staaten Mubarak auch spürten: Präsident Barack Obama mahnte eine unverzügliche Machtübergabe ein. Sein Sprecher präzisierte später noch einmal für alle, die in Kairo schwer von Begriff sind: “Jetzt meint jetzt.” Und Außenministerin Hillary Clinton lobte das Militär und forderte den neuen ägyptischen Vizepräsidenten auf, gegen die Gewalttäter vorzugehen.
Eine direkte Rücktrittsaufforderung sprach das Weiße Haus noch nicht aus. Aber die wird es nicht mehr brauchen, um dem inneren Zirkel des ägyptischen Regimes zu signalisieren, dass Mubarak nun für diesen zu einer erdrückenden Hypothek geworden ist. (Christoph Prantner, STANDARD-Printausgabe, 04.02.2011)
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