In the New, the Very Old

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Erst lobpreiste Barack Obama am Wochenende Ronald Reagan. Dann gab er auch noch Bill O’Reilly, dem König des „Feindsenders“ Foxnews ein Interview. Am Montag legte er vor der Industrie- und Handelskammer nach. Was ist los mit Obama? Erfindet er sich neu?

Was ist los mit Barack Obama? Erst lobpreiste der Präsident am Wochenende im Massenblatt „USA Today“ seinen Vorvorvorvorgänger Ronald Reagan. An dessen hundertstem Geburtstag, der auf Sonntag fiel, gab Obama dann Bill O’Reilly ein Interview, dem König des „Feindsenders“ Foxnews. Und gleich am Montag legte er vor der Industrie- und Handelskammer nach. Den versammelten Wirtschaftskapitänen hatte er sich seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren nicht gestellt.

Erfindet sich Obama neu? Eifert der 44. Präsident gar dem 40. Präsidenten nach? Tatsächlich wurden in all den Wochen, in denen die Nation auf das Zentenarium des „Großen Kommunikators“ und Überwinders des Kommunismus vorbereitet wurde, lauter Vergleiche zwischen Reagan und Obama angestellt. Auch der 40. Präsident hatte zur Mitte seiner ersten Amtszeit arg um die Gunst der Wähler kämpfen müssen. Wie jetzt Obama, stand auch Reagan im Kongress plötzlich ein von der Opposition dominiertes Repräsentantenhaus gegenüber. Die Wirtschaft siechte, die Arbeitslosenquote war hoch. Doch unerschüttert setzte der Präsident seine Wirtschaftspolitik gegen üppige Widerstände durch. Die Wirtschaft nahm Fahrt auf, der ansteckend optimistische Präsident reichte der Opposition die Hand, und auch auf der Weltbühne begann die Supermacht wieder zu glänzen. Reagan wurde 1984 von einer Nation mit neuem Selbstvertrauen zu einer triumphalen Wiederwahl getragen. Kein Wunder, dass Obama sich eine Reagan-Biographie mit in den Weihnachtsurlaub genommen hatte.

Persönlich und politisch der gleiche Kerl geblieben

Obama hat die bei der Parteilinken herzlich verabscheuten Steuersenkungen, die sein Amtsvorgänger George W. Bush durchgesetzt hatte, für alle Einkommensklassen um zwei Jahre verlängert. Er hat den Banker William Daley zum Stabschef im Weißen Haus und den Vorstandsvorsitzenden von General Electric, Jeffrey Immelt, an die Spitze seiner Wirtschaftsberater berufen. Er hat das Freihandelsabkommen mit Südkorea befördert. Er hat die Senkung der Unternehmensteuer in Aussicht gestellt und umgarnt die erst vor kurzem noch wegen angeblich verbotener Parteispenden an die Republikaner gescholtene Industrie- und Handelskammer jetzt als prominenteste Jobmaschine des Landes. Doch auf die Frage Bill O’Reillys, ob er sich nicht zur politischen Mitte hin bewegt habe, antwortete Obama rundweg: „Nein!“ Er sei, persönlich und politisch, der gleiche Kerl geblieben, der er schon immer gewesen sei, sagte Obama.

Im Übrigen müssten die Ausgaben der Wirtschaft und der öffentlichen Hand für Ausbildung und Innovation erhöht werden, um die dringend benötigten Jobs schaffen zu helfen. Ungeachtet des neuen Rechtsstreits um die Gesundheitsreform versicherte Obama zugleich, die Kämpfe der vergangenen zwei Jahre um sein wichtigstes Reformprojekt werde er nicht noch einmal ausfechten. Denn Obama wusste: Heute schauten nicht nur seine eingefleischten Gegner zu bei Foxnews. Gleich nach seinen Machtworten wurde zum „Superbowl“ nach Texas umgeschaltet, zum Endspiel um die Meisterschaft im American Football.

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