USA sorgen sich um »ihr« Bahrain
Von Max Böhnel
22.02.2011
Fällt das Königshaus, fürchtet US-Flotte um ihren Hafen Manama
Ein Demokratisierungsprozess in Bahrain, ausgelöst durch die derzeit stattfindenden Proteste und Demonstrationen, passt den USA nicht ins Konzept. So offen gab sich am Wochenende ein Hintergrundbericht des Fernsehsenders CNN über die Interessenlage Washingtons am Persischen Golf.
Bahrain war in der vergangenen Woche einige Tage lang der Schauplatz von Demonstrationen gegen das Herrscherhaus Al-Khalifa und einer scharfen Repressionswelle mit fast einem Dutzend Toten und Hunderten von Verletzten. Seit dem Wochenende ist Bahrain allerdings aus den USA-Medien verschwunden und hat Libyen Platz gemacht. Die derzeitige Strategie der Obama-Regierung im Umgang mit den arabischen Revolten stieß beim einflussreichen Republikanersenator Lindsey Graham am Sonntag auf Zustimmung. »Bei alten Freunden auf Reformen drängen und alte Feinde ersetzen«, fasste er zusammen.
Der Grund für die ausbleibende Demokratiebegeisterung Washingtons in Bahrain: Für die USA könnte der Sturz ihres engen Bündnispartners König Hamad ibn Isa Al-Khalifa auch den Verlust ihrer Militärmacht in der Region bedeuten. Dafür hat Washington die Monarchie, die sich ein pseudodemokratisches Ober- und Unterhaus leistet, angehalten, das Militär von Demonstrationen fern zu halten und »Reformen in die Wege zu leiten«. Tatsächlich hat sich die Armee zurückgezogen und den »muchabarat«, der gefürchteten Sicherheitspolizei in Zivil, Platz gemacht. Auf Reformen pocht Washington zunächst nicht mehr.
Mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern wäre Bahrain in der »pax americana« eigentlich eine zu vernachlässigende Größe. Aber die 5. Flotte der US Navy ist hier mit rund 6000 Soldaten vor Ort, in den Worten des Nahostexperten Michael Rubin vom konservativen »American Enterprise Institute« der »wichtigste strategische Mosaikstein am Persischen Golf«.
Fällt das Königshaus, so würde »Bahrain zum Satellitenstaat Irans werden«, meint Rubin und fügt hinzu: »Die 5. Flotte müsste ihre Sachen packen«. Dieser Fall wäre gleichzeitig das Fanal für das Fallen weiterer regionaler Dominosteine – von Regimes, die »sich mit Iran arrangieren würden, ob sie die USA mögen oder nicht«.
Die Obama-Regierung würde deshalb die Repressionswelle gegen die Demokratiebewegung auch nicht »allzu laut« verurteilen und darauf setzen, dass die Khalifas ihr System »stabilisieren«. Bahrain ist laut Rubin »so ziemlich das einzige Land, bei dem wir uns einen Regimewandel nicht leisten können«. Aus seiner einseitig anti-iranischen Gleichung hat Rubin allerdings den Faktor Saudiarabien ausgelassen. Weniger ideologisch ausgerichtete Experten sind der Meinung, dass Riad mit USA-Unterstützung Bahrain militärisch besetzen und die schiitische Bevölkerungsmehrheit unterdrücken würde, wenn die Khalifa-Dynastie und der amerikanische Militärstützpunkt ernsthaft in Bedrängnis geraten würden. Die weitere politische Mobilisierung der schiitischen Bevölkerungsmehrheit in Bahrain würde zudem auf Saudi-Arabien und die dort lebende schiitische Minderheit übergreifen, die im Grenzgebiet zu Bahrain lebt. Die Destabilisierung des mit Washington freundschaftlich verbundenen saudischen Königshauses – eine Schreckensvorstellung für die USA-Eliten.
Bahrains König Hamad ibn Isa Al-Khalifa und seine Familienmitglieder gehen seit Jahren in Washington ein und aus. Seit der Ausrufung des »Antiterrorkriegs« durch die Bush-Regierung ist das Regime einer der engsten Bündnispartner Washingtons.
Enthüllungen derInternet-Plattform »Wikileaks« zufolge drängte der König von Bahrain die USA-Regierung mehrfach zum Krieg gegen Iran. Den USA dient der Stützpunkt als militärische Drehscheibe vom Persischen Golf über das Rote Meer bis nach Zentralasien. In ihrer Globalstrategie ist die Hauptstadt Manama sowohl ein Schlüssel zur Wahrung »vitaler Interessen«, der Erdölzufuhr, als auch Gegenpart zur aufstrebenden Regionalmacht Iran.
Vom Hauptquartier der 5. Flotte in Manama aus werden 30 Kriegsschiffe mit rund 30 000 Marineinfanteristen und andere Truppenteile befehligt, die die Routen schützen sollen. Nicht zuletzt gilt der Stützpunkt Bahrain als militärisch unverzichtbar für die Kriegsführung in Irak, Afghanistan und Pakistan. Kampfflugzeuge auf den Flugzeugträgern jener Flotte sorgen beispielsweise für Luftdeckung für die USA-Truppen in Afghanistan.
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