London Supports Bradley Manning

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London unterstützt Manning

Von Jürgen Heiser

07.04.2011

Britische Abgeordnete solidarisieren sich mit in den USA inhaftiertem »Whistleblower«

Britische Parlamentsabgeordnete setzen sich für den als »Whistleblower« und mutmaßlichen Informanten der Enthüllungsplattform Wikileaks in den USA inhaftierten Obergefreiten Bradley Manning ein. Am Dienstag brachte die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im britischen Unterhaus, die walisische Labour-Abgeordnete Ann Clwyd, einen von 37 Abgeordneten unterzeichneten Antrag ein, in dem die britische Regierung aufgefordert wird, in Washington Protest gegen Mannings Behandlung in der Untersuchungshaft einzulegen. Diese käme der Folter gleich. Clwyd zitierte in diesem Zusammenhang den Sprecher des US-Außenministeriums, Philip J. Crowley, der Mitte März von seinem Posten zurücktreten mußte, nachdem er sich mit dem Pentagon angelegt und Mannings Behandlung als »absurd, kontraproduktiv und dumm« gebrandmarkt hatte. Außerdem kündigte sie an, Branning im Militärgefängnis von Quantico, Virgina, besuchen zu wollen.

In einer ersten Reaktion sagte Londons Außenminister Henry Bellingham zu, die britische Botschaft in Washington werde Mannings Haftsituation gegenüber dem US-Außenministerium zur Sprache bringen. Der Obergefreite der US-Armee wurde zwar in Oklahoma geboren, seine Mutter ist aber Waliserin. Bellingham bestätigte deshalb gegenüber den Parlamentariern, Manning habe damit »automatisch die Staatsbürgerschaft des Vereinigten Königreichs erworben«.

Das Pentagon wirft Manning »Unterstützung des Feindes« vor, was einer Anklage wegen »Hochverrats« gleichkommt. Er soll Wikileaks internes Videomaterial über einen Einsatz von US-Kampfhubschraubern im Irak zugespielt haben. Das Internetportal hatte diese Aufnahmen im vergangenen Jahr unter dem Titel »Kollateraler Mord« weltweit in Umlauf gebracht. Sie zeigen, wie im Juli 2007 neun irakische Zivilisten und zwei Journalisten der Agentur Reuters in Bagdad unter gnadenlosem Beschuß aus den US-Hubschraubern starben.

Das »Bradley Manning Support Network« in San Francisco begrüßte die Initiative der britischen Abgeordneten. Dessen Sprecher Jeff Paterson erinnerte daran, daß auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International und Aktivisten in aller Welt ebenfalls ein sofortiges Ende der unmenschlichen Untersuchungshaftbedingungen fordern. Sein Kollege Mike Gogulski äußerte die Hoffnung, daß nunmehr »doppelt so viele amerikanische Parlamentarier mit einem ähnlichen Antrag« dem Beispiel der britischen Kollegen folgen.

Ermutigt durch ihr erfolgreiches Aktionswochenende am 19. und 20. März, will die Solidaritätsbewegung vor der für Mai oder Juni erwarteten ersten Anhörung im gerichtlichen Vorverfahren gegen Bradley Manning den Druck auf die US-Administration und das Pentagon weiter erhöhen. Sie ruft deshalb Künstler und Aktivisten dazu auf, am kommenden Wochenende Mannings Fall »durch Konzerte, Kunstinstallationen, Straßentheater, Gemälde, Videos und das Internet« in die Öffentlichkeit zu tragen.

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