Auf der Suche nach neuen Freunden
Von Stephan-Andreas Casdorff
21.04.2011
Barack Obama gibt ein Interview auf Facebook, er ist im direkten Dialog mit den Wählern. Das täuscht Beteiligung zumindest vor, ein Magierstück, dass die Deutschen noch nicht beherrschen.
Man muss kein Freund von Barack Obama sein, um anzuerkennen, dass er weiß, wo die Mehrheiten zu holen sind. Darin ist er der erste wirklich postmoderne Politiker. Dass er sich jetzt über Facebook mitteilen will, Millionen auf einen Klick, bringt es allgemein auf den Schirm. Wir in Deutschland stehen da erst am Anfang einer kolossalen Veränderung, weit weg vom Bekannten, Eingeübten. Die Parteiendemokratie, die Partei als Teil vom Ganzen und als Transmissionsriemen der Vorstellungen einer gesellschaftlich relevanten Gruppe hinein ins Parlament, den Handelsplatz der Kompromisse – wie lange trägt das so noch? Der Souverän hat immer öfter Ohnmachtsgefühle, weil ihm auch angesichts der Rasanz der Ereignisfolge die Unmittelbarkeit des Eingreifens fehlt; zumal ihm nicht klar ist, ja längst nicht mehr klargemacht wird, dass Politik ein langwieriger Prozess hin zur Veränderung ist, zur Anpassung an die Wirklichkeit.
Heute gesagt, morgen konsumiert. Hier hinein entwickelt sich Facebook zum Medium für schnelle Benachrichtigung mit der Suggestion von Beteiligung. Und mit der Verlockung, Freund des mächtigsten Mannes der westlichen Welt zu sein. Grüße aus der Neuen Welt!
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