Trump Formulates the Next Conspiracy Theory

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Posted on May 1, 2011.

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Trump spinnt die nächste Verschwörungstheorie

US-Präsident Obama veröffentlicht seine Geburtsurkunde – um Gerüchten entgegenzutreten, er sei nicht in den USA geboren. Doch sein Gegner Trump fabuliert munter weiter.

„Warum veröffentlicht der Präsident nicht die Dokumente?”, fragte der soeben einem Hubschrauber entstiegene Donald Trump am Mittwochvormittag (Ortszeit) auf dem Flughafen von New Hampshire.

Schwarz auf Weiß

Unmittelbar zuvor hatte das Weiße Haus die Langfassung jener Urkunde ins Internet gestellt, die die Geburt von „Barack Hussein Obama II“ am 4. August 1961 um 7.24 Uhr im Kapiolani-Hospital in Honolulu auf Hawaii belegt und vom damaligen Arzt und seiner aus Kansas stammenden weißen Mutter, Stanley Ann Dunham, unterzeichnet ist.

Aber Immobilientycoon Trump, der sich durch die wochenlange Wiederholung der Mutmaßung, Obama sei in Wirklichkeit in Kenia zur Welt gekommen, als möglicher Republikaner-Kandidat für die Präsidentenwahl 2012 profiliert hat, fordert jetzt die Veröffentlichung ganz anderer Dokumente.

Obama sei doch nach einer eigenen launigen Aussage und nach der Erinnerung von Kommilitonen ein „miserabler Student“ gewesen. Wie habe er da seine Immatrikulierung an der Columbia-University in New York und in Harvard, zwei Elitehochschulen der sogenannten „Ivy League“ (Efeuliga) geschafft, begehrt Trump nunmehr zu wissen.

Obama: “Ich habe Besseres zu tun.”

Eine langlebige Verschwörungstheorie um den ersten afroamerikanischen Präsidenten der USA scheint entkernt, da läutet Trump die nächste bereits ein. Die überraschende Veröffentlichung der Geburtsurkunde und Obamas Erklärung dazu im Weißen Haus, nur wenige Minuten nach dem Statement von Trump, werden daran wenig ändern.

Er habe „mit Unverständnis beobachtet“, dass die Diskussion um seine Herkunft nicht aufhöre, sagte der Präsident vor Journalisten. Dabei stünden die USA „vor enormen Herausforderungen“ wie dem Haushaltsdefizit, der Bekämpfung der Staatsverschuldung und notwendigen Investitionen in Infrastruktur und Bildung.

Überparteiliche Einigungen seien aber nicht möglich, solange sich ein Teil der Bevölkerung von „Schaubuden und Jahrmarktschreiern“ ablenken lasse. „Wir haben keine Zeit für derartige Dummheiten“, sagte Obama. „Wir haben Besseres zu tun. Ich habe Besseres zu tun.“

Trump zeigt sich unbeeindruckt

Zeitgleich zeigte Donald Trump bei der improvisierten Pressekonferenz auf dem Flughafen das Gegenteil von Zerknirschtheit ob der Widerlegung seiner Mutmaßung, Obama sei in Kenia, der Heimat seines Vaters Barack Hussein Obama, geboren und erst danach in die USA gebracht worden.

„Ich bin heute sehr stolz auf mich“, tönte Trump unbeeindruckt, „weil ich etwas geschafft habe, wozu niemand anders in der Lage war. Unser Präsident hat endlich seine Geburtsurkunde veröffentlicht.“ Er, Trump, werde sich dieses Dokument anschauen, aber er gehe davon aus, dass es echt ist, „und darum kann die Presse aufhören, mich danach zu fragen“.

Ach ja, Mr. Trump, die Presse.

Zuerst säte Clintons Team Zweifel

Zweifel an der Geburt Obamas auf US-Boden waren bereits während der Vorwahlen 2008 gestreut worden. Sie wurden zunächst vom Team seiner damaligen Konkurrentin bei den Demokraten, Hillary Clinton, verbreitet.

Obama ließ daraufhin die amtliche „Bescheinigung einer Lebendgeburt“ ins Netz stellen, die bereits das Geburtsdatum, die Uhrzeit, die Namen der Eltern und Honolulu als Geburtsort aufweist. Diese Bescheinigung hat in Hawaii einen höheren rechtlichen Stellenwert als die ausführliche Geburtsurkunde und wird für die Ausstellung von Führerscheinen oder Reisepässen verlangt.

Doch weil auf dieser vom Computer ausgefertigten Unterlage das Krankenhaus, in dem die Entbindung stattfand, nicht angegeben ist und die Unterschrift des behandelnden Arztes fehlt, gaben Kritiker keine Ruhe. Fast zweieinhalb Jahre lang blieb die Theorie, Obama sei eigentlich gar kein „echter“ US-Bürger, in jenen Kreisen virulent, in denen die Mondlandung als Inszenierung in der Wüste von Nevada und der Terrorschlag vom 11. September 2001 als „Insider-Job“ amerikanischer Geheimdienste wahrgenommen werden.

Gerade weil seriöse US-Medien sich mit der erkennbar absurden These von der Geburt Obamas in Afrika nicht abgaben, wuchs die Zahl der sogenannten „Birther“, die sie für wahr nahmen. In Umfragen äußerten mitunter fast 30 Prozent der Amerikaner geringe oder erhebliche Zweifel daran, dass ihr Präsident in den USA geboren sei.

Trump verkündete “erstaunliche Erkenntnisse”

Trump bemächtigte sich auf der Suche nach einem zugkräftigen Thema der Birther-Theorie. Er habe mehrere Mitarbeiter nach Hawaii geschickt, und sie hätten „erstaunliche Erkenntnisse“ mitgebracht, die er demnächst veröffentlichen werde, behauptete der deutschstämmige Unternehmer in den vergangenen Wochen in unzähligen Interviews und Reden vor der Tea Party.

Trump verschaffte der Verschwörungstheorie vom Präsidenten, der gar kein Präsident sein dürfe, den Zugang zur Mitte der Gesellschaft. Plötzlich musste sich Obama in Fernsehinterviews mit seriösen TV-Stationen zwar nicht der Frage stellen, ob er wirklich in Hawaii geboren sei, wohl aber dem Ratschlag, durch die Veröffentlichung der Langfassung der Geburtsurkunde alle Zweifler zu widerlegen.

Noch am Dienstag reagierte Obamas Sprecher Jay Carney erkennbar genervt auf eine ähnliche Frage des CNN-Korrespondenten Ed Henry während einer Pressekonferenz im Weißen Haus. „Was denkst du, Ed? Das ist eine Ablenkung. Das ist ein inszeniertes Problem“, seufzte Carney.

Abwegige Debatte

Dass es sich um eine abwegige Debatte handelte, zeigten in der Tat die Fakten. So war die Geburt von „Barack H. Obama“ als Sohn von „Mr. and Mrs. Barack H. Obama“, wohnhaft am Kalianaole Highway, Hausnummer 6085, am 13. August im „Honolulu Advertiser“ veröffentlicht worden. Derartige Informationen nahm das Blatt ausschließlich von der Gesundheitsbehörde an, nicht etwa von Eltern oder Großeltern, berichtete CNN am Dienstag nach einer Vor-Ort-Recherche.

Zudem hatten im Laufe der vergangenen Jahre mehrere Amtspersonen bekundet, die ausführliche Geburtsurkunde gesehen zu haben, darunter der demokratische Gouverneur und sein republikanischer Vorgänger sowie leitende Mitarbeiter der Behörden.

Für Obamas Eltern hätte es keinen Grund gegeben, eine Geburt des Jungen in Kenia zu verschweigen. Denn als Kind einer amerikanischen Mutter bekam er automatisch die US-Staatsbürgerschaft. Und weder der 1982 tödlich verunglückte Vater noch die 1995 an Krebs gestorbene Mutter dürften vor einem halben Jahrhundert geahnt haben, dass ihr Sprössling einst Präsident würde.

John McCain wurde nicht in den USA geboren

Als Präsident muss man entsprechend Artikel II der US-Verfassung ein „natural-born Citizen of the United States“ sein. Aber setzt der an keiner Stelle näher definierte Begriff des „natürlich geborenen Staatsbürgers“ wirklich voraus, dass man auf US-Boden zur Welt kam? Verfassungsrechtler sind da keineswegs sicher.

Und im vergangenen Wahlkampf kandidierte jemand, der eindeutig nicht auf dem Staatsgebiet der USA geboren wurde: John McCain, der für die Republikaner antrat, wurde als Sohn eines US-Offiziers in der Panama-Kanalzone geboren. In einer (rechtlich unverbindlichen) Resolution befand daraufhin der US-Senat im April 2008, es könne sicher nicht die Intention der Verfassung gewesen sein, „die verfassungsmäßigen Rechte der Kinder von Amerikanern, die in den Streitkräften dienen, zu beschneiden, und diese Kinder daran zu hindern, als Präsident der USA zu dienen“.

An der Rechtmäßigkeit der Kandidatur Obamas hatte der Senat übrigens schon damals keine Zweifel.

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