Zwei Seiten der Medaille
Kommentar von Olaf Standke
12.05.2011
Osama bin Ladens Witwen als Wendepunkt? Seit dem tödlichen Angriff der USA auf pakistanischem Boden gegen den Al-Qaida-Führer scheinen die Beziehungen zwischen Washington und Islamabad angespannter denn je. Weshalb Pakistan auch erst einmal schlagzeilenträchtig zögerte, US-amerikanischen Ermittlern unmittelbaren Zugang zu den Hinterbliebenen des Terroristen-Chefs zu gewähren. Nun will man das »natürlich« erlauben – schließlich »kämpfen wir einen Krieg als Partner«, wie Innenminister Malik am Mittwoch betonte.
Genau daran hatte man zuletzt in Washington verstärkt seine Zweifel geäußert. In Islamabad wiederum zeigte man sich völlig überrascht von der eigenmächtigen Killeraktion, steht die Regierung doch unter starkem innenpolitischen Druck. »Absurd« nannte Regierungschef Gilani zugleich die Vorwürfe, man habe mit Bin Laden gemeinsame Sache gemacht.
Alles Theater, behaupten nun ranghohe ehemalige Sicherheitskräfte, denn es habe zwischen beiden Seiten seit zehn Jahren eine geheime Vereinbarung gegeben, praktisch ein Blankoscheck für derartige Kommandounternehmen. Ähnliches wiederholt sich ja in schöner Regelmäßigkeit bei den USA-Drohnenangriffen im Grenzgebiet zu Afghanistan. Auch da bilden öffentliches Gezeter und heimliches Dulden der pakistanischen Regierung zwei Seiten einer Medaille. Es ist eine geostrategisch begründete Symbiose zwischen Washington und Islamabad, die noch immer stärker wiegt als das wechselseitige Misstrauen. Bei allen Vorbehalten – man braucht einander, um eigene politische Ambitionen in der Region verwirklichen zu können. Mit oder ohne Bin Ladens Witwen.
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