The USA Eliminates bin Laden; Pakistan Pays the Bloody Bill

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Terrorpate Osama bin Laden ist von einer US-Spezialeinheit auf pakistanischem Hoheitsgebiet erschossen worden – die Rechnung für den mehr oder minder heroischen Einsatz bekommt Islamabad präsentiert. Und zwar in mehrfacher Form. Zunächst einmal ist das Land in ein schiefes Licht geraten. Wie kann es sein, fragt man sich weltweit, dass der meistgesuchteste Mann der Welt sechs Jahre unerkannt in einem Luftkurort in der Nähe von Islamabad residiert? Washington jedenfalls geht davon aus, dass Pakistans Geheimdienst und Regierungsmitglieder mit dem “Fürst der Finsternis” unter einer Decke steckten. Islamabad weist das zwar von sich, sieht sich aber trotzdem zu demütigenden Teilgeständnissen genötigt.

Zum anderen bekommt Pakistan als untreuer US-Waffenbruder nicht nur die Wut Washingtons, sondern auch die blutige Rache der mit der Al-Kaida verbündeten Taliban zu spüren. Mindestens 80 Menschen wurden bei einem Doppelanschlag auf eine Polizeikaserne getötet, mehr als 100 Personen sind verletzt. Motiv der Tat: Rache für den Tod Osama bin Ladens.

Al-Kaida und Taliban haben nach dessen Erschießung Vergeltung geschworen und schlagen dort zu, wo sie momentan die logistischen Möglichkeiten dazu haben. Die USA und Europa befinden sich nicht in Reichweite der Terroristen, die blutige Zeche zahlt mit Pakistan ein islamisches Land, das ein Doppelspiel gespielt hat. Einerseits versicherte man Washington, Partner im Kampf gegen den Terror sein. Andererseits hielt der pakistanische Geheimdienst ISI stets beste Verbindungen zu Taliban und zur Al-Kaida.

Das Terrornetzwerk dankt Pakistan diese Unterstützung nicht. Nach dem Tod Bin Ladens muss der Welt gezeigt werden, dass man selbst noch am Leben ist. Und dass man immer noch zu gewaltigen Schlägen ausholen kann. Und dass unwahr ist, was überall zu hören ist: Nicht die Freiheits- und Demokratiebewegung weist den arabischen Staaten den Weg in die Zukunft, sondern der kompromisslose Kampf gegen den Westen.

Dabei ist offensichtlich, dass Al-Kaida heute nicht mehr über die gleichen Ressourcen wie vor einigen Jahren verfügt. Die Unterlagen, die man im Anwesen Bin Ladens gefunden hat, belegen zwar, dass der Terror-Pate Züge in Europa zum Entgleisen bringen wollte. Sehr konkret waren diese Pläne aber nicht. Bin Laden selber hatte zuletzt eher symbolische Bedeutung, der 9/11-Drahtzieher konnte zuletzt nur noch wenig ausrichten.

Terrorexperten fragen sich, ob die Al-Kaida überhaupt noch die Möglichkeiten hat, in Europa zuzuschlagen. Seit den Anschlägen in Madrid 2004 und London 2005 konnten die Islamisten hier keine großen Attentate mehr umsetzen. Jetzt besteht die Gefahr, dass Al-Kaida noch einmal den Versuch unternimmt, zuzuschlagen.

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