Sputnik Should Be Here — but Where Is the Enemy?

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Der Sputnik wäre da – aber wo ist der Feind?

Obama muss die USA ohne die Hilfe von Symbolen sanieren.

Heute ist es also wieder einmal so weit. Die USA sind – gemessen an ihren eigenen ­Finanzplänen – de facto pleite. Das selbst auferlegte Schuldenlimit von 14,3 Billionen US-$ ist ausgeschöpft. Die Vereinigten Staaten dürften sich, so kein Sonderbudget verabschiedet wird, um keinen Cent weiter verschulden, keine Staatsanleihen mehr begeben, keine Zinsen mehr zahlen.

Das wird so zwar nicht passieren, denn natürlich wird das Weiße Haus eine Anhebung des Limits durchsetzen. Bis es so weit ist, wird Finanzminister Timothy Geithner ein wenig „jonglieren“, wie er das selbst nennt. Der moralische Schaden, die Kratzer am Image bleiben jedoch bestehen. Die Unsicherheit übrigens auch. Selbst wenn man ob der Multi-Billionen-Dollar-Summe nicht erschreckt ist – spätestens die Rhetorik des Präsidenten sollte alarmieren. Obama spielte nämlich am Wochenende via TV – also so öffentlich wie irgend möglich – ein Default-Szenario der USA durch. Dabei nahm er auch gleich das R-Wort in den Mund – eine neuerliche Rezession würde demnach schlimmer werden als die, die man eben überwunden habe. Womit ein Albtraum-Szenario entworfen wird: Denn obwohl die USA auf den Wachstumspfad zurückgefunden haben, sind nach wie vor zehn Prozent der US-Amerikaner arbeitslos. Das auf einem Arbeitsmarkt, in dem viele Menschen zwei Jobs – manchmal mehr – ­haben, um über die Runden zu kommen. Auch die Pleitewelle im Bankensektor ist munter weitergegangen. Dazu die maroden Staatsfinanzen.

Obama hat in diesem Zusammenhang bereits einmal von ­einem Sputnik-Moment gesprochen. Er hat dabei die amerikanische Öffentlichkeit angesichts des fragilen Zustands von Staatsfinanz und Wirtschaft zu ­einem nationalen Schulterschluss aufgefordert, wie damals, als die UdSSR das Rennen ins Weltall zu gewinnen schien. Obamas Problem: Diesmal gibt es zwar einen Sputnik, aber keine UdSSR. Die langen Schlangen der Arbeitslosen sind zwar ein betrüblicher Anblick, aber nur unterschwellig bedrohlich. Die Mittelschicht, von der dieser Schulterschluss ausgehen müsste, sieht – so wie es jede Mittelschicht weltweit tut – weg, hofft, dass es sie am Ende nicht erwischt, schiebt die Schuld an der Arbeitslosigkeit auf die Arbeitslosen und will vor allem eines: Sich nichts wegnehmen lassen, sich nicht verunsichern lassen. Ergo wird es den Sputnik-Moment nicht geben. Obama wird in seinem Kampf um die amerikanische Zahlungsfähigkeit also ohne Symbole auskommen und sich dem Gegenwind, der ihm aus diesem Unterfangen entgegenschlagen wird, selbst entgegenstellen müssen.

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