A Tour Bus Back into the Spotlight

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Posted on May 30, 2011.

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Im Reisebus ins Rampenlicht

Von Frank Herrmann

30. Mai 2011

Ob sie bei den Vorwahlen für die republikanische Präsidentschaftskandidatur antritt, ist unklar. Ebenso wie ihre Chancen gegen Barack Obama.

Nun sitzt sie wieder im Bus. Wie eine rollende Reklametafel fährt es durchs Land, das Mobil, mit dem Sarah Palin nach fünfmonatiger Pause erneut ins Rampenlicht rückt. Starke Symbole zieren den Bus, Philadelphias Freiheitsglocke, Alaskas Schneeberge und in altväterlicher Schrift drei legendäre Worte aus der Verfassungspräambel: “Wir, das Volk” .

Busfahrten symbolisieren Volksnähe, das lernte sie spätestens bei John McCain, ihrem Mentor, der im “McCain Express” noch den entlegensten Weiler abklapperte. Mit so einer Tour warb sie vor zwei Jahren für ihr Buch “Going Rogue” . Nun ist sie wieder da, mit patriotischen Sprüchen und gezielten Spitzen gegen Barack Obama.

“Was wir nicht brauchen, ist ein grundlegender Wandel” , sagt Sarah Palin. “Was wir brauchen, ist die Wiederherstellung all dessen, was gut, stark und frei ist an Amerika.” Das war vor kurzem schon einmal die Grundmelodie, als die Tea-Party-Bewegung den Frust über hohe Arbeitslosigkeit und Rekorddefizite beim herbstlichen Kongressvotum für sich zu nutzen wusste. Als Palin am Sonntag im Zentrum Washingtons in ihren Bus stieg, tat sie es vor dem Röhren tausender Harley-Davidsons.

Beim “Rolling Thunder” knattern am letzten Sonntag im Mai ergraute Vietnamveteranen auf blankgeputzten Maschinen durch die Straßen der Stadt. Kein Zufall, dass die Ex-Gouverneurin ihren Fahrplan nach der Massendemo der Biker ausrichtete. New Hampshire als Reiseziel, auch das könnte ein Wink mit dem Zaunpfahl sein. In dem nordöstlichen Bergstaat werden die Weichen gestellt, wenn die Anwärter fürs Weiße Haus nach dem Auftakt in Iowa zum zweiten Mal bei Vorwahlen die Kräfte messen. Allein mit ihrem Trip in die Waldidylle schürt Palin die Erwartung, dass sie mitmischen wird bei den Primaries.

Im Ton vergriffen

Zuletzt war es still geworden um sie, ungewohnt still. Hin und wieder ein Tweet aus Alaska, ein Kommentar bei Fox News, dem Haussender der Konservativen. Nichts, was für Schlagzeilen sorgte. Im Jänner, als ein geistig verwirrter Schütze die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords lebensgefährlich verletzte, hatte sich die “Hockey-Mom” aus Wasilla schwer im Ton vergriffen und eine Menge Ansehen verspielt.

Seitdem aber kommen die Republikaner derart schwer in die Startlöcher des Präsidentschaftsduells, dass es an der Basis langsam rumort. Eine Kandidatur der spaltenden, aber nie langweiligen Tea-Party-Ikone soll die müde Truppe auf Trab bringen, wenngleich nicht einmal Sympathisanten an Palins Sieg glauben.

Vor wenigen Tagen kaufte sie in Scottsdale eine 1,7-Millionen-Villa. Die Immobilie treibt Wasser auf die Mühlen der Fantasie. Für ein Wahlkampfquartier macht sich Arizona besser als das ferne Alaska. Interessant auch, dass ein Dokumentarfilm über Palin im Juni in Bundesstaaten Premiere feiert, in denen im Jänner die Würfel der Kandidatenkür fallen: Iowa, New Hampshire und South Carolina. Neulich bei Fox nach ihren Absichten gefragt, sprach die Ex-Schönheitskönigin von “diesem Feuer” , das in ihrem Bauch brenne. Alles Indizien, dass sie es ernst meint, vielleicht auch nur, um sich wieder ins Gespräch zu bringen. (Frank Herrmann aus Washington /DER STANDARD, Printausgabe, 30.5.2011)

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