Schatten über Obama 2.0
Christoph Prantner
08. Juni 2011
Kein Wunder, dass gut die Hälfte der Bürger Obamas Wirtschaftspolitik ablehnt
Bisher ist der US-Wahlkampf – sofern man die Veranstaltung angesichts der republikanischen Schwierigkeiten, zugkräftige Kandidaten für die Primaries zu finden, so nennen kann – für Barack Obama ganz gut gelaufen. Er hat sich als entschlossener Terroristenjäger profiliert, seinen Amtsinhaber-Bonus genützt, und die von ihm durchgedrückte Gesundheitsreform bringt zunehmend ältere Wähler auf die Seite der Demokraten. Zuletzt ist deswegen bei einer Nachwahl in New York ein republikanischer Repräsentantensitz an die Demokraten gefallen.
Es sind vorerst wenige Hindernisse in Sicht, die Obamas Wiederwahl im November 2012 vereiteln könnten. Das potenziell gefährlichste ist die schlechte Wirtschaftslage. Das Wachstum hat in den ersten Monaten des Jahres maue 1,8 Prozent betragen, die Arbeitslosigkeit verharrt bei hohen neun Prozent. Dazu schießt das Defizit durch die Decke, das Benzin ist so teuer wie kaum zuvor, und der Häusermarkt erholt sich nur schleppend. Kein Wunder, dass gut die Hälfte der Bürger Obamas Wirtschaftspolitik ablehnt.
Das Problem des Präsidenten ist, dass nicht allein er Wirtschaftspolitik macht. Die machen auch die Bundesstaaten – mit republikanischen Gouverneuren, die aus Prinzip Bundesmilliarden zur Infrastrukturverbesserung (so geschehen zuletzt in Florida) nicht annehmen wollen. Schon Bill Clinton (“It’s the economy, stupid!”) hat seinerzeit wegen der schlechten Wirtschaftslage gewonnen, diesmal könnte sie für ein Obama 2.0 gefährlich werden. (Christoph Prantner, DER STANDARD, Printausgabe, 8.6.2011)
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