Afghanisches Schlamassel
Von Karl Grobe
25.06.2011
So sinnvoll es ist, mit Taliban zu verhandeln: Die Begründung für deren frühere Verteufelung entfällt dann − damit ein Eckstein der Kriegsrechtfertigung und schließlich der Restbestand an Glaubwürdigkeit.
Hillary Clinton versucht, gute Miene zu einem Spiel zu machen, das bisher als relativ böse galt. Die Taliban sind nun als Gesprächspartner akzeptiert. Es hat gedauert, bis die US-Regierung das zugestanden hat. Anders aber gäbe es keine Grundlage für Präsident Obamas Abzugs-Fahrplan, die sich der Öffentlichkeit verkaufen lässt. Allerdings gerät Washington aus der Sackgasse namens Afghanistan da in eine andere mit der Aufschrift Pakistan.
Dessen politische Führung zu überreden, Al-Kaida – was immer unter diesem Namen nach der Tötung Osama bin Ladens firmieren mag – härter zu verfolgen, scheint nur um den Preis eines scharfen Konflikts mit Geheimdienst und Militär des Landes möglich; denn im Dreieck Geheimdienst – Taliban – Kaida sind dicke Verbindungsdrähte gespannt, noch aus der Zeit, als sie in treuer Einigkeit den USA nützten, die Sowjetunion aus Afghanistan zu vertreiben.
Die zivile Regierung Pakistans kann sich mit den Diensten und den Uniformierten nicht anlegen. Sie würde fallen, und mit ihr die zivile Ordnung. Sich auf die USA zu verlassen, wird andererseits mit jedem „Kollateralschaden“ nach Einsätzen von Ferntötungsgeräten noch aussichtsloser. Zwei Drittel aller Pakistanis wenden sich schon heute vom „Krieg gegen den Terror“ ab.
So sinnvoll es ist, mit Taliban zu verhandeln: Die Begründung für deren frühere Verteufelung entfällt dann − damit ein Eckstein der Kriegsrechtfertigung und schließlich der Restbestand an Glaubwürdigkeit. Freilich, das Chaos stammt aus Bush-Zeiten; aber das Erbe hat Obama angetreten. Man wird es ihm im Wahljahr unter die Nase reiben.
Leave a Reply
You must be logged in to post a comment.