Ratings Are Often Fire Starters, Not Fire Stoppers

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Die großen US-Ratingagenturen stehen unter Dauerbeschuss der europäischen Politik – was sie sich teils selbst zuzuschreiben haben.

Ganz Europa hängt seit Monaten an den Lippen und Urteilen der großen US-Ratingagenturen. Fast wie bei den Gladiatorenkämpfen im alten Rom wird darauf gewartet, ob die drei Großen, Standard & Poor‘s, Fitch und Moody‘s (haben zusammen über 90 % Weltmarktanteil), den Finger über Ländern wie Griechenland, Portugal, Irland heben oder senken. Zuletzt war eher Letzteres der Fall: Die Ratings wurden teilweise auf Ramsch-Status herabgestuft, mit verheerenden Folgen für die Kreditkosten der betroffenen Staaten. Im Falle Griechenlands droht die mit politischem Druck durchgeboxte Milliarden­beteiligung von Banken zu platzen, weil dies von den Agenturen als Staatspleite gewertet würde. Zahlen müssten somit wieder allein die Steuerzahler.

Eine Studie der Universität St. Gallen brachte indes ein verheerendes Urteil: „Ratingagenturen können einen Staatsbankrott nicht vorhersagen, aber in bestimmten Situationen herbeiführen und damit prognostizieren“, so das Urteil.

Nicht nur beim Crash von Lehman Brothers vor drei Jahren spielten die Prüfer eine wenig ruhmreiche Rolle: Noch wenige Tage vor dem Bankrott, der dann die globale Finanzkrise und Rezession auslöste, hatten sie der Bank noch Bestnoten für ihre Bonität verliehen. Und bis heute werden die USA trotz Riesenschulden bestens bewertet.

Klar ist: Ein Verbot der Ratings, wie das manche fordern, ist sinnlos. Ein Finanzexperte hat dies gut umschrieben: „Das Fieber ist ja nicht weg, nur weil man das Fieberthermometer wegnimmt.“ Unabdingbar ist aber, dass den Ratingagenturen endlich genauer auf die Finger geschaut wird. Und wenn tatsächlich ein europäisches Rating-Gegengewicht käme, könnte dies nur von Vorteil sein.

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