Leon Panetta: Open Mouth, Insert Foot

<--

Fettnapfspezialist des Tages: Leon Panetta

13.07.2011

Bis zu seiner Ernennung am 1. Juli zum neuen US-Kriegsminister war Leon Panetta Chef der US-Folter- und Killeragentur CIA. Mit seinem Job hat er sichtlich Probleme. Bisher konnte er sich darauf verlassen, daß die Agency sein Herumtrampeln in Fettnäpfen geheimhielt, nun steht er als Chef des Pentagon in der Öffentlichkeit –und prompt passiert es wieder, wie bei seinem Antrittsbesuch am vergangenen Montag in Bagdad. Dort erklärte er den 150 in der US-Basis »Camp Victory« versammelten Besatzungssoldaten, daß sie wegen der Terroranschläge des 11. Septembers 2001 im Irak seien: »Der Grund, weshalb ihr jetzt hier seid, ist wegen 9/11. Die Vereinigten Staaten wurden angegriffen, und 3000 Menschen wurden von Al-Qaida getötet. Seither befinden wir uns im Krieg«.

Panettas Sprecher Doug Wilson versuchte anschließend gegenüber den anwesenden Medienvertretern wortreich den Patzer zu korrigieren. Vergeblich, selbst Lieschen Müller weiß inzwischen, daß Saddam Husseins Irak weder mit 9/11 noch mit Al-Qaida zu tun hatte. Im Gegenteil: Für fundamentalistische Bombenwerfer jedweder Couleur war der Irak damals ein sehr gefährliches Pflaster. Erst mit der US-Besatzung kamen auch Al-Qaida-Terroristen ins Zweistromland. Allerdings hatten sofort nach dem 11. September die neokonservativen Kriegstreiber in der Bush-Administration, insbesondere Vizepräsident Dick Cheney und US-Kriegsminister Donald Rumsfeld, eine Zusammenarbeit zwischen Osama bin Laden und Saddam Hussein behauptet und schufen so eine Begründung für den Angriffskrieg von 2003. Selbst in US-Medien wurde das rasch als Propagandalüge enttarnt. Wenn nach acht Jahren Krieg und Besatzung nun der Ex-CIA-Chef den Schwindel öffentlich wiederholt, zeigt das: Die Negativ­auslese für Spitzenpositionen im politischen System der USA funktioniert hervorragend.

About this publication