Eric Cantor’s Poker Strategy: Bet the Pot

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Politpoker um das US-Budget: Übernahmeversuch

Von Christoph Prantner

14. Juli 2011

Zahlungsunfähige Vereinigte Staaten oder eine von Extremisten übernommene Republikanische Partei – was ist das schlimmere Übel?

Im erbitterten Streit um die Erhöhung des US-Schuldenlimits verlaufen die schärfsten Konfliktlinien nicht zwischen Demokraten und Republikanern. Am heftigsten beharken einander die Mitglieder der Grand Old Party selbst. Angesichts dieses gnadenlosen politischen Kampfes muss man inzwischen fragen: Zahlungsunfähige Vereinigte Staaten oder eine von Extremisten übernommene Republikanische Partei – was ist das schlimmere Übel?

Die Antwort darauf fällt so schwer wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Fest steht: Gelingt der Übernahmeversuch der Ultras – booten die jungen Wilden unter dem schneidigen Mehrheitsführer im Abgeordnetenhaus, Eric Cantor, die noch einigermaßen kompromissfähigen Alten um Speaker John Boehner aus -, dann wird in Washington über kurz oder lang kein Staat mehr zu machen sein. Politiker wie Michele Bachmann, Anwärterin auf die Präsidentschaftskandidatur und ideologische Lady Gaga der Tea-Party-Bewegung, hätten dann das Sagen. Sie mutmaßen, dass ein Bankrott der USA keine Konsequenzen habe.

So verrückt ist Cantor, der zuletzt einen Bestseller mitverfasst hat, in dem er für mehr Gemeinsinn, für das große Ganze und die Rückbesinnung auf alte republikanische Werte eintritt, nicht. Dennoch riskiert er ein Zerbrechen der Partei. Könnte das Ronald Reagan, pragmatischer Einiger von Fiskal-, Wert- und Sicherheitskonservativen und Ikone der Partei, sehen, er würde sich im Grab umdrehen. (Christoph Prantner, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 15.7.2011)

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