A Pious Texan Excites Republicans

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Vielleicht hat Rick Perry daheim in Austin gelacht, als sich jüngst beim TV-Duell acht Anwärter auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur zu schwächen suchten. Alle Bewerber wussten, dass sie mit Perry zu rechnen hatten, schließlich war über seine Bewerbung schon lange spekuliert worden. Doch der Gouverneur von Texas ersparte sich den Termin. Er gab seine Kandidatur für den Posten des republikanischen Präsidentschaftskandidaten erst danach bekannt.

In gut vier Monaten entscheiden die Ergebnisse der Vorwahlen, wer für die Republikaner Barack Obama aus dem Weißen Haus vertreiben soll. Und Rick Perry hat gute Chancen. Schon bevor der konservative Texaner seine Kandidatur ankündigte, lag er in Umfragen auf Platz zwei der Kandidaten – hinter Mitt Romney, dem früheren Gouverneur von Massachusetts, der ansonsten bisher nur wenig Konkurrenz zu spüren bekam. Eine CNN-Befragung sieht Romney bei 17 Prozent und Perry bei 15 Prozent, Fox News ermittelte mit 21 und 13 Prozent einen größeren Abstand. Gute Chancen hatte sich auch die zuvor von der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung gestützte Kongressabgeordnete Michele Bachmann ausgerechnet. Ihr zumindest stiehlt der neue Bewerber jetzt die Show.

Rick Perry, der in Texas als Nachfolger von George W. Bush seit fast elf Jahren regiert, hat dort auf den ersten Blick eine Art Beschäftigungswunder geschaffen: Mehr als 250.000 neue Jobs in den vergangenen zwei Jahren. Auch Präsident Obama wird wissen, wie wichtig diese Zahl ist: Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es nur ein einziger US-Präsident – Ronald Reagan – geschafft, bei einer hohen Arbeitslosenquote wiedergewählt zu werden.

Dabei muss man die texanischen Werte relativieren. Die Quote liegt mit 8,2 Prozent nur einen Punkt unter dem US-Schnitt, die Zahl der Armen ist sehr hoch und die tiefer liegenden Probleme sind bei weitem nicht gelöst. Perry kann sich vor dem Hintergrund der US-Schuldenkrise als knallharter Sparpolitiker profilieren, doch die massiven Kürzungen lassen in seinem Heimatstaat vor allem den öffentlichen Bildungssektor ausbluten – die Folge: Texanische Kinder schneiden in Bildungsvergleichen ziemlich schlecht ab.

Perry ist ein streng gläubiger evangelikaler Christ – und er weiß seine Religiosität zu nutzen. Vor knapp einer Woche lud er 30.000 Anhänger im Footballstadion von Houston zum Gebet. Inständig bat der Farmersohn und zweifache Familienvater Gott um Hilfe für sein Land und um Weisheit für den Präsidenten. Eine unpolitische Veranstaltung – wie Perry es behauptete – war der siebenstündige Massengottesdienst natürlich nicht. Die Unterstützung der christlichen Rechten hat schon einmal einen Gouverneur aus Texas in das Amt des Präsidenten getragen. Sie sind noch immer ein großes Wählerpotenzial, das tief in der amerikanischen Mitte verankert ist. Wenn Perry verliert, dann sicher nicht, weil er zu religiös ist.

Finanzielle Probleme muss Perry trotz seines späten Einstiegs in das Kandidatenrennen nicht befürchten, auch wenn er beim Fundraising noch etwas hinter den Konkurrenten liegt. Seine drei Kampagnen für das Amt des Gouverneurs haben gezeigt: Der Mann hat keinerlei Schwierigkeiten, das notwendige Geld für einen Wahlkampf zusammenzubekommen. Beobachter glauben, er werde innerhalb weniger Wochen bis zu zehn Millionen Dollar einsammeln.

Zumal da Perry der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung nahe steht: Auch er fordert eine liberale Wirtschaftspolitik, ist strikt gegen Steuererhöhungen und für hartes Sparen bei den Staatsausgaben. Auch wenn Perry seine politische Karriere als Demokrat begann und später die Seiten wechselte, dürfte es ihm relativ leicht fallen, die Kernschicht republikanischer Wähler anzusprechen. Gleichzeitig hilft ihm, dass Mitt Romney zwar derzeit noch bessere Aussichten für eine Kandidatur hat, aber in den Augen vieler Parteianhänger zu farblos auftritt.

Für Barack Obama muss dies alles noch keine Gefahr bedeuten – der Wahlkampf ist noch lang. Würde Perry allerdings tatsächlich die Kandidatur gewinnen, könnte er einige Punkte machen. Vor allem eine fortdauernde Krise würde ihm in die Hände spielen.

Noch ist nicht absehbar, welche Themen die Wahl im November 2012 entscheiden werden. Doch gleichwie – Perry wird die Mitte überzeugen müssen. Seine Einstellungen zu Todesstrafe, gleichgeschlechtlicher Ehe und Abtreibung werden die Frage in den Vordergrund rücken, ob die USA nach George W. Bush wirklich schon bereit für einen weiteren gottesfürchtigen Texaner im Weißen Haus sind.

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