Investors Trust U.S. More Than Europe

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Investoren vertrauen den USA mehr als Europa

Die USA stehen trotz drohender Staatspleite besser da als Italien oder Spanien. Ohne eine gemeinsame Finanzpolitik der Euro-Länder wird das auch so bleiben.

Amerika steht kurz vor der Pleite, doch die Investoren am internationalen Anleihe-Markt nehmen lieber überschuldete EU-Staaten aufs Korn. Anleihen aus Washington sind trotz des heftigen Streits um die Schuldenobergrenze für den US-Haushalt weiterhin gefragt, während spanische oder italienische Schuldscheine immer weniger Käufer finden. Kann das mit rechten Dingen zugehen? Attackieren hier dubiose Investoren vorsätzlich die Anleihen sympathischer Staaten in Südeuropa, um ihnen zu schaden?

Aus der Sicht von Verschwörungstheoretikern mag das so sein, doch alle anderen sollten sich eine einfache Frage stellen: Wem würden Sie für die Dauer von fünf Jahren, sagen wir, 20.000 Euro aus Ihrem Privatvermögen ausleihen? Spanien, Italien – oder den USA?

Die entscheidende Währung heißt Vertrauen

Ganz gleich wie die Antwort ausfällt – bei der Entscheidung für oder gegen einen der Schuldner spielt abgesehen von nackten Zahlen wie Haushaltsdefizit oder Bruttoverschuldung (USA: 84 Prozent der Wirtschaftsleistung, Italien: 119 Prozent) eine andere, ganz entscheidende Währung eine Rolle: Vertrauen in die Zukunft und in die politischen Institutionen.

Und im Falle der USA geht die Mehrheit der Beobachter nach wie vor und zu Recht davon aus, dass sich das Land früher oder später an den eigenen Haaren aus dem Schuldensumpf ziehen kann – durch entschlossenes Handeln, höhere Schulden, Abwertung der Währung und so weiter.

Der EU hilft nur eine gemeinsame Finanzpolitik

Die überschuldeten Euro-Staaten können das nicht. Immer neue Milliardenhilfen des Rettungsfonds ändern nichts daran, dass die einzelnen Regierungen im Währungsverbund nicht mehr souverän über ihre Finanzpolitik bestimmen können. Zudem fehlt es an Vertrauen in die Fähigkeit, die Wirtschaft auf Wachstumskurs zu bringen.

Die EU-Regierungschefs können nur Ruhe in die Anleihekurse in Europa bekommen, wenn sie eine gemeinsame Finanzpolitik und handlungsfähige Institutionen schaffen. Ein von zufälligen Kompromissen getriebener Rettungsfonds reicht nicht.

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