A Scarcity of Candidates

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Kandidatenmangel

Von Philipp Schläger

18.08.2011

USA: Republikaner suchen geeignete Bewerber um Amt des Präsidenten. Gouverneur von Texas neu im Rennen

Nach wie vor ist kein Republikaner in Sicht, der bei den im nächsten Jahr stattfindenden US-Präsidentschaftswahlen Chancen gegen Barack Obama hätte. Am vergangenen Wochenende stand der besonders konservative Bundesstaat Iowa im Zentrum der parteiinternen Auseinandersetzungen. In Iowa beginnt im kommenden Jahr das Vorwahlrennen für die Nominierung des Präsidentschaftskandidaten der Konservativen. Am Samstag fand dort der »Ames Straw Poll«, eine traditionelle Testabstimmung der Republikaner, statt. Dabei errang die Tea-Party-Ikone Michele Bachmann aus Minnesota die Topposition, knapp gefolgt von dem Libertären Ron Paul. Aber auch wenn sie einen bedeutenden Teil der republikanischen Basis hinter sich versammeln könnten, hätte wohl keiner der beiden Kandidaten Chancen auf einen Sieg gegen Obama in allgemeinen Wahlen. Einer der Hoffnungsträger etwas moderaterer Republikaner, der ehemalige Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, kam bei der Abstimmung nur weit abgeschlagen auf den dritten Platz und stieg aufgrund des schwachen Ergebnisses noch am Wochenende aus dem Rennen aus.

Die Schlagzeilen beherrschte allerdings ein neuer Kandidat. Die Ankündigung des derzeit am längsten amtierenden Gouverneurs des Landes, Rick Perry aus Texas, zur Vorwahl anzutreten, rief bei Konservativen neue Hoffnung hervor. Neben seinem an George W. Bush erinnernden bodenständigen Cowboystil liegt das vor allem an seinen Fähigkeiten als Sammler von Wahlspenden. Perry könnte in dieser Hinsicht mit dem wenig charismatischen Mitt Romney mithalten. Dieser hatte alleine im zweiten Quartal 2011 so viel Geld gesammelt, wie alle seine konservativen Gegner zusammen.

Doch Perry bediente von Anfang an die rechtsextremen Teile der Republikanischen Partei, warb um die Gunst der Tea-Party-Fraktion und machte damit vor allem der durchgedrehten Bachmann Konkurrenz. Anfang August sorgte Perry mit einem von ihm initiierten Massengottesdienst für Aufsehen, bei dem er für die Rettung der USA betete.

Er werde die Regierung unter seiner Präsidentschaft so unbedeutend wie möglich machen, versprach Perry bei der Ankündigung seiner Kandiatur und erinnerte damit an die ähnlich klingende Rhetorik von Expräsident Ronald Reagan. »Ich denke, ihr wollt einen Präsidenten, der leidenschaftlich für Amerika ist, der Amerika liebt«, so Perry. Auf die spätere Frage eines Journalisten, ob er damit suggeriere, daß Obama Amerika nicht liebe, erwiderte Perry: »Das muß er schon selber beantworten«. In einem anderen Zusammenhang bezeichnete der Texaner Präsident Obama »als größte Bedrohung für unser Land«.

Für Aufregung sorgte Perrys eben erst anlaufende Wahlkampagne durch eine von der linken Gruppe »Think Progress« verbreitete Videoaufzeichnung. In einer kleinen Runde von Zuhörern kritisierte Perry den Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Re­serve, Ben Bernanke. Sollte die Fed vor den Wahlen mehr Geld drucken, wäre dies »geradezu verräterisch«. Perry weiter: »Ich weiß nicht, was ihr in Iowa mit ihm machen würdet, aber wir in Texas würden ihn ziemlich häßlich behandeln«.

Während Obama selbst um »Nachsicht« für den noch frischen Kandidaten warb, ließen die Reaktionen des republikanischen Parteiestablishments nicht lange auf sich warten. Nur wenige Tage nach dem fulminanten Einstieg in das Bewerberkarussell schien Perrys Stern bereits zu sinken. Karl Rove, ehemaliger Topstratege Bushs, machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den Gouverneur aus Texas. »Man bezeichnet den Vorsitzenden der Federal Reserve nicht als Verräter«, sagte er im Gespräch mit dem ultrakonservativen Fernsehsender Fox News.

Während Mitt Romney noch am Wochenende im Rennen mit Bachmann und Perry seltsam deplaziert erschien, ist er derzeit wieder der einzige Hoffnungsträger der Parteielite. Das konservative Wall Street Journal wünscht sich aber, daß am Ende doch noch ein anderer Kandidat ins Rennen gehen werde, der für alle Konservativen wählbar sei. Der Leitartikel vom Montag schloß mit dem Satz: »Jetzt wäre der Moment«.

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