America’s Mistake in the Killing of bin Laden

<--

Eine amerikanische Zeitschrift brachte vor kurzem einen minutiösen Bericht zur Tötung Bin Ladens. Aber muss die Öffentlichkeit das alles wissen?

Ein Bild zeigt den US-Präsidenten mit Sicherheitsberatern, Verteidigungsminister und Außenministerin in atemloser Spannung, den Blick gerichtet auf ein fernes Ereignis: Navy Seals Team 6 tötet Bin Laden. Wie die Trümmer des World Trade Center wird dieses Foto emblematisch werden für das Zeitalter des Terrors.

Als reichte das nicht, brachte die Zeitschrift “The New Yorker” einen minutiösen Bericht: “Getting Bin Laden”. Autor Nicholas Schmidle konnte nicht alle Beteiligten befragen, aber viele. Er musste manche Namen verschlüsseln, Fragen bleiben offen.

Die technischen Angaben über die Versteck-Technik Bin Ladens aber sind erstaunlich und erklären, warum er nicht zu orten war, bis sein Kurier identifiziert wurde. Es wird nicht alles preisgegeben, wer was tat, wer dafür oder dagegen war. Aber der Bericht geht immer wieder ins indiskrete Detail.

In Terrorkreisen wird man mit Schrecken lesen, wie viele Disketten und Computer die Seals einsammelten. Interessant die Nachricht, wie allenfalls 50 Prozent Gewissheit bestand, dass der geheimnisvolle Bewohner des Komplexes in Abbotabad der Terrorfürst selbst war. Alle wussten, dass nicht nur das Gewicht amerikanischer Macht auf dem Spiel stand, sondern auch die Zukunft des Präsidenten.

Das Debakel von 1979 durfte sich nicht wiederholen, als die Befreiungsaktion der amerikanischen Diplomaten scheiterte an planerischer Inkompetenz und technischem Versagen, und die Carter-Präsidentschaft mit. Diesmal lief alles nach Plan, fast alles: Aus Afghanistan kamen im Dunkel der Nacht zwei Hubschrauber, durch Radar kaum zu orten, Motoren und Rotorblätter bis zur Unhörbarkeit gedämpft.

Die Bruchlandung des zweiten Hubschraubers im Zielobjekt indes war eine schwere Panne. Zwar zertrümmerten die Seals mit Hämmern die futuristische Technik. Doch was übrig blieb, war immer noch genug, um die Rotchinesen scharf zu machen. Ihnen lieferte der pakistanische Militärgeheimdienst – aus Revanche, gegen Bares oder im Tausch? – die Technik-Bonanza, die ihm vor die Füße gefallen war.

Überhaupt wird, wer zwischen den Zeilen liest, die Entdeckung machen, dass die Amerikaner dem pakistanischen Bundesgenossen nicht trauen und dieses Bündnis ein Verwirrspiel ist. Es fügte sich, dass ich den Bericht mit General a.D. Ulrich Wegener besprach, dem legendären (“Mogadishu”) Gründer der GSG 9. Er schüttelte nur den Kopf: Die Öffentlichkeit braucht nicht alles zu wissen, der Feind schon gar nicht.

About this publication