No Predictable Catastrophes, Even in L.A.

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Auch in L. A. treten angekündigte Katastrophen nicht ein

Von Kathrin Pilz am

27. Aug 2011

Wie aufwendige Bauarbeiten für ein Wochenende am Mullholand Drive Hollywood und Umgebung in Panik zu versetzen drohte, aber dann kam alles ganz anders und zu einem friedlichen Ende.

Los Angelinos sind es gewohnt, sich auf Endzeitszenarios vorzubereiten.

Fast jeder hat einen fertig gepackten „Emergency-Rucksack” zu Hause, mit Pässen,Verbandszeug, Radio, Taschenlampe, Wasser, Energieriegel etc., den man in Notfällen einfach schnappen und auf der Flucht mitnehmen kann.

Denn Desaster können L. A. zu jeder Tages und Nachtzeit ereilen: Erdbeben, Tsunamis, Brände, Rassenunruhen, Erdrutsche. Die Stadt der Engel hat schon mit vielen Katastrophen fertig werden müssen. Doch in der Regel reagieren L. A.s Einwohner entspannt auf die ständige Bedrohung ihrer Existenz.

Nur eines macht hier alle nervös: die Aussicht für ein paar Stunden auf die gewohnte Mobilität zu verzichten. Ein Los Angelino, dem der Zugang zum Freeway versperrt ist, fühlt sich schnell wie ein Fisch im Trockenen. Die Ankündigung dass L. A. wegen Bauarbeiten am Mullholand Drive ein ganzes Wochenende lang auf 16 Kilometer des sogenannten Freeway „405″ verzichten müsse, löste Mitte Juli im „LaLaLand” jedenfalls geradezu Panik aus. Der zehnspurige „405″-Freeway gehört zu L. A.s Hauptverkehrsadern. Diese Stadtautobahn verbindet die am Meer gelegene „Westside” mit dem „San Fernando Valley”. An einem durchschnittlichen Wochenende transportiert der „405″ immerhin eine halbe Million Menschen. Trotz der großen Distanzen, die man in L. A. oft zurücklegen muss, suggeriert das Freeway Netz, dass es von der Haustüre bis zum gewünschten Ziel nur ein Kurztrip ist. Zwanzig Minuten von Westwood zum Flughafen, zehn Minuten zum Meer.  Der „405″-Freeway verspricht dies, auch wenn er in der Regel selten wirklich „Free” ist und seine treuen Fans immer wieder mit elendiglich langen Staus enttäuscht. Trotzdem, die Freeways gehören zum „easy-living” Lebensgefühl von L. A. Von Bel Air auf den „405″, danach auf den den Santa Monica Freeway – und schon ist man in Downtown in der Disney Hall.

An „bad neighborhoods” brausen die schicken Autos dabei einfach vorbei.

Doch ein geschlossener Freeway bedeutet, dass man auf Nebenstraßen ausweichen muss und womöglich in einer entrischen Ecke L. A.s stundenlang im Stau steckt. Ein Verkehrschaos von gigantischem Ausmaß wurde befürchtet. 70 digitale Billboards brachten statt Werbung Warnungen vor dem antizipierten Megastau, und L. As Polizei bat hunderte Celebrities via Twitter ihre Fans zu alarmieren. Das Schlagwort „Carmageddon” war geboren, in Anlehnung auf den Katastrophen Film „Armageddon”. Die Fluglinie Jet Blue bot für das befürchtete Horrorwochenende exklusiv einen Ersatzverkehr durch die Lüfte an. Für $4 (!) wurden Mini Flüge von Long Beach nach Burbank angeboten – bei offenem Freeway mit dem Auto in ca 40 Minuten zu schaffen – , und für $400 konnte man sich einen privaten Helicopter Flug buchen.

Doch zur Überraschung aller blieb die befürchtete Auto-Apokalypse aus. Die Menschen beschlossen einfach zu Hause zu bleiben. L. A. verwandelte sich für 54 Stunden in eine Rad und Fußgängerstadt. Und für ein Wochenende lang hörte man neben dem 405 Vögel zirpen und Kinder lachen. 

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