When Something Slips Out

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26.08.2011 / Kommentar

Wenn was rausspringt

Kommentar von Thomas Blum

Helmut Kohl beklagt, dass die traditionellen Beziehungen zu den USA vernachlässigt worden seien, und zeiht Merkel der Wankelmütigkeit. Diese antwortet, die Zeiten hätten sich eben geändert. Und tatsächlich: Deutschland ist ein mit den USA konkurrierender kapitalistischer Staat.

Auch der Außenminister erklärte dem Ex-Kanzler, dass es im Kapitalismus nicht um alte Bindungen und sentimentale Altherrenfreundschaften geht, sondern um Profite. Es sei »notwendig, die neuen Kraftzentren der Welt ernst zu nehmen und neue strategische Partnerschaften aufzubauen«, sagte er. Derlei Politfloskeldeutsch dürfte nichts anderes heißen als: »Profit wird weltweit gemacht, und unser Partner ist immer der, bei dem gerade am meisten für uns rausspringt.« Auch die »Süddeutsche Zeitung« meint, dass die Herausforderungen heute andere seien als zu Kohls Zeiten. Ein namenloser Informant, der »Merkel seit langem sehr gut kennt«, spricht dort vom schwer zu führenden »Kampf mit den Finanzmärkten« und will den Anschein erwecken, als seien ›die Märkte‹ etwas Anonymes, Mystisches, das uns aus weiter Ferne bedroht: »Oder können Sie mir sagen, wen ich anrufe, wenn ich ›die Märkte‹ sprechen möchte?« Der Satz zeigt die Hilflosigkeit der Politiker, Angestellten des Kapitals. Mitgeteilt sei ihnen: »Die Märkte« sind direkt vor der Haustür.

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