Pious Fundamentalists: Far-Right Faction Fights against "Baby-Killers"

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US-Abtreibungsgegner wollen die Familienberatung Planned Parenthood abschaffen. Es geht ihnen dabei weniger um Recht, sie glauben Gott auf ihrer Seite zu haben.

Ralph Lang hatte sich ausgemalt, wie es sein würde, in die Abtreibungsklinik zu gehen und dem Arzt in den Kopf zu schießen. Er träumte davon, Gottes Werk noch gründlicher zu tun, indem er alle in der Klinik, die „Babys töten“, in einer Reihe aufstellen und „niedermähen“ würde.

Der 63-Jährige wurde am 26..Mai in Wisconsin in einem Motel verhaftet, nachdem er aus Versehen durch die Tür geschossen hatte. Die Klinik von Planned Parenthood lag nur wenige Kilometer entfernt.

Lang, der vier Jahre lang auf seinem Kreuzzug gegen die größte Klinikkette für Frauen und Familienberatung immer wieder aufgefallen war, gab an, er habe nur tun wollen, wofür die Polizei zu feige sei. Lang ist für viele ein Märtyrer.

Mit Gesetzen gezielt das Handwerk legen

Andere kämpfen in dem Kulturkrieg um das seit 1973 in den USA bundesweit garantierte Recht auf Schwangerschaftsabbruch mit anderen Waffen. Seit dem Wahlsieg der Republikaner im November 2010 und getrieben von der fundamentalistischen Tea Party, haben 18 Bundesstaaten Gesetze verabschiedet, die Planned Parenthood gezielt das Handwerk legen sollen.

Es zählt nicht, dass die Kette von Frauenkliniken, die an mehr als 800 meist ländlichen Orten oft der einzige Anbieter frauenärztlicher Versorgung und Schwangerschaftsberatung sind, Abtreibungen keinesfalls propagiert. Nur drei Prozent ihrer Dienstleistungen sind Schwangerschaftsabbrüche, zu 97 Prozent bietet Planned Parenthood gynäkologische Betreuung, Krebsvorsorge, Beratung bei künstlicher Befruchtung. Das alles zählt nicht.

Für fromme Amerikaner und fast alle Republikaner ist diese Mission des Teufels. Und den Teufel muss man – wenn schon nicht töten – aushungern, entwaffnen, durch List besiegen.

Bundesstaaten streichen Vergütungen für arme Patienten

Die Parlamente von fünf Bundesstaaten – Indiana, North Carolina, Kansas, Wisconsin und Texas – sind in diesem Jahr auf die List verfallen, Planned Parenthood staatliche Zuschüsse (für Gemeinnützigkeit) und die Vergütungen für arme Medicaid-Patientinnen zu streichen. Die Begründung: In einigen der Kliniken würden Abtreibungen vorgenommen, wenngleich privat, nicht staatlich finanziert.

Planned Parenthood klagte in dreien dieser Staaten und bekam recht: Es sei nicht statthaft, dass ein Staat einer Gesundheitsorganisation, die eine legale Dienstleistung anbiete, Mittel streiche.

Naturgemäß gehen die drei Staaten in die Berufung und versuchen derweil nach Kräften, die von den Gerichten verfügte Auszahlung von Mitteln während der Berufung zu verschleppen. Es geht im Kampf gegen Planned Parenthood weniger um Recht als vielmehr um Glauben. Die Abtreibungsgegner wissen Gott auf ihrer Seite, die „Babykiller“ werden nur durch ein paar böse Menschengesetze geschützt.

Diese zu ändern, auch auf Bundesebene, ist Ziel der Vereinigung „Expose Planned Parenthood“.

Militanter Arm der Aktivisten

Man sieht sich dort als (mindestens verbal) militanten Arm der Aktivisten, die ihre republikanischen Abgeordneten im Kongress unterhaken sollen. Die Gruppe produzierte jüngst ein verdeckt aufgenommenes Video, das Planned Parenthood der „sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen“ überführen sollte. Gemeint waren offenbar Beratungsangebote, die Teenager vor Schwangerschaften warnten.

In Indiana verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das es der Landesregierung untersagt, mit Organisationen, die Abtreibungen anbieten, irgendwelchen Umgang zu haben. Planned Parenthood hat Klage eingereicht, das US-Gesundheitsministerium sieht eine Verletzung von Medicaid-Richtlinien.

Doch eine solche Allianz feuert die Stoßtruppe von Expose Planned Parenthood erst recht an. Geld spielt keine Rolle. Die republikanischen Bewerber um die Präsidentschaft reißen sich darum, der radikalen Basis ihre Nahkampf-Orden mit Planned Parenthood vorzuführen. „Korrupt“ nannte Michelle Bachmann die Gruppe, und eine „Komplizin im Mädchenhandel“. Bachmann erntet begeisterte Zustimmung, wenn sie ankündigt, Planned Parenthood den Geldhahn zuzudrehen.

Niemand, der guten Willens ist, hält Abtreibung für lässlich, banal, Routine. Es ist immer eine Tragödie; die Frage ist, ob die Tragödie allein von vergewaltigten, blutjung verführten, Missbildungen fürchtenden Frauen erlitten werden soll.

„Pro Life“ und „Pro Choice“ sind gleichermaßen Kampfbegriffe: So wie Frauen eben keine Wahl zu haben glauben als abzutreiben, so haben ihre Verächterinnen keinen Alleinanspruch auf die Verteidigung von Leben. Doch eben diese Debatten werden nicht mehr im Mainstream geführt in den USA.

Die Fronten haben sich eingegraben, der Abnutzungskrieg verschlingt viele Millionen Dollar, auch Steuergelder. Immer wieder werden von selbst ernannten Gotteskriegern tödliche Attentate auf Ärzte verübt: Pro-Life-Killer töten für das Leben.

Planned Parenthood hat seine Anhänger und Freundinnen unter den üblichen Verdächtigen. Liberale, Künstler, Hollywoodstars wie Scarlett Johansson und Julianne Moore führen die Sympathisantenlisten auf IStandWithPlannedParenthood.org an.

Ihnen gegenüber stehen Männer wie Michael Doherty, Senator im Parlament von New Jersey. Auf einer Kundgebung Ende Mai erklärte der Politiker laut und deutlich, warum er gegen einen Zuschuss von 7,5 Millionen Dollar für Familienplanungskliniken sei: „Niemand hat Einwände, wenn wir mit Organisationen wie den Nazis oder Apartheid-Regimes nichts zu haben wollen. Aber man verlangt, mit unseren Steuerdollar diese (Abtreibungs-)Gruppen zu unterstützen.“

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