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Es war ein Sündenfall des Westens nach 9/11, die Brutalität von Diktaturen für Terrorbekämpfung zu nutzen.
Abdel Hakim Belhaj beherrscht das Kriegshandwerk. Und dieses Können bringt Libyens Rebellen großen Nutzen. Begeistert ist man im Westen trotzdem nicht davon, dass just er neuer Militärchef von Tripolis ist. Denn er erwarb sein militärisches Wissen in den Reihen einer islamistischen Gruppe, die in Afghanistan kämpfte – zeitweise sogar an der Seite der Terrororganisation al-Qaida.
Laut britischen Medien war Belhaj einst so suspekt, dass London und Washington einen Pakt mit dem – heutigen – „Teufel“ Muammar al-Gaddafi eingingen. Damals war Libyens Machthaber nicht weniger brutal als in den Monaten der Revolution. Doch das hinderte britische und US-Geheimdienste nicht daran, mit ihm gemeinsame Sache zu machen, um gegen Männer wie Belhaj vorzugehen.
Zwar beteuert Ex-CIA-Chef Michael Hayden, die Agency habe nur dann Gefangene in andere Länder überstellt, wenn sie dort nicht gefoltert wurden. Doch vieles weist darauf hin, dass man sich die Skrupellosigkeit des libyschen und anderer Regime zu Nutzen machte, um Verdächtige intensiver „befragen“ zu können – ein Sündenfall nach 9/11, als man vor allem in den USA glaubte, alles tun zu müssen und zu dürfen, um Terror zu bekämpfen, ganz gleich, ob man dabei die eigenen Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit über Bord warf.
Die Causa Belhaj zeigt zudem, wie rasch sich Allianzen ändern. Nur die Ruchlosigkeit der Feinde/Freunde von gestern/heute bleibt konstant.
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