Americans Have Always Been Foreigners in Iraq

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Die Amerikaner sind im Irak immer Fremde geblieben

Claus Christian Malzahn

22.10.2011.

Der Krieg ist vorbei, die US-Soldaten können erleichtert die Heimreise antreten – auch wenn die Zukunft des Irak noch ungewiss ist.

Neun Jahre. Fast 4500 gefallene amerikanische Soldaten, Zehntausende Verletzte, weit mehr tote Zivilisten und Flüchtlinge: Barack Obama hat schon als Senator in Chicago zu Beginn seiner steilen Karriere kein Hehl daraus gemacht, dass er nichts von einem Einmarsch amerikanischer Truppen in den Irak hält. Es war nicht sein Krieg. Es war vor allem der Krieg der Familie Bush – und all jener, die glaubten, man könne eine Diktatur einfach wegbomben und mit ein paar Handgriffen durch Menschenrechte und Demokratie ersetzen.

Nun holt der amerikanische Präsident die restlichen 43.000 US-Soldaten bis zum Ende des Jahres nach Hause. Schon seit Längerem hatten sie ihre Kasernen kaum noch verlassen, die Verantwortung, für Sicherheit, Recht und Ordnung zu sorgen, liegt heute bei der irakischen Armee und Polizei. Sie kommt ihm mehr schlecht als recht nach – aber der Mehrheit des irakischen Volkes ist das offenbar lieber, als mit einer Besatzung fremder Truppen zu leben. Denn die Amerikaner sind im Land Fremde geblieben, da half auch kein Strategiewechsel des Militärs und der Politik.

Nun heißt es für die Soldaten: „We are coming home“. Wer als junger US-Soldat in den schlimmsten Jahren des Terrors mitunter auch gegen seinen Willen im Irak stationiert wurde, dem wird ein Stein vom Herzen gefallen sein. Wer den Marschbefehl nach Bagdad oder ins sunnitische Dreieck erhielt, konnte nicht sicher sein, ob er unversehrt oder überhaupt wiederkommen würde. Dieser Krieg hat an den Nerven dieser Männer und der ganzen Nation gezehrt wie zuletzt nur das Drama in Vietnam. Gut, dass er zu Ende geht.

Die Iraker wollten keine US-truppen mehr

Zwischen Thanksgiving, Weihnachten und Silvester werden die GIs heimkehren, nach dem Tod von Bin Laden bringt Obama damit ein weiteres Kapitel zum Abschluss. Doch ganz ehrlich war seine Erklärung nicht, er würde die US-Soldaten „in voller Übereinstimmung“ mit dem irakischen Ministerpräsidenten Maliki nach Hause holen.

Wäre es nach dem Friedensnobelpreisträger gegangen, fände der Abzug erst im kommenden Jahr statt. Die Amerikaner trauen den Irakern im Moment noch nicht zu, ihr Land allein in Ordnung zu halten, und fürchten den iranischen Einfluss. Aber die Iraker wollten nicht mehr. Und dank des Sturzes von Saddam Hussein und der – fragilen – Demokratie können sie das jetzt auch sagen: Geht endlich nach Hause, wir kümmern uns um uns selbst.

Die Zukunft des Irak ist in vielen Belangen ungewiss. Teheran wird den Abzug nutzen, seine Macht mithilfe radikaler Schiiten weiter auszubauen. Die Kurden blicken sorgenvoll auf Bagdad. Die sunnitischen Stämme suchen noch immer ihren Platz in diesem neuen Irak. Aber ob all diese Fragen in Anwesenheit der amerikanischen Armee leichter zu beantworten wären, mag man bezweifeln. Der Abzug straft letztlich auch jene Lügen, die stets behauptet haben, die USA hätte in einem Akt neoimperialistischer Herrschaft den Mittleren Osten unterjochen wollen. Imperialisten ziehen nicht ab, wenn eine demokratisch gewählte Regierung sie dazu auffordert. Auch deshalb: Happy Holidays, Soldiers!

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