Superman's Impotence

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Die Ohnmacht des Allermächtigsten

Von Peter Filzmaier

31 Oktober 2011

Heute in einem Jahr und einer Woche und einem Tag findet die US-amerikanische Präsidentschaftswahl statt. Und vor drei Jahren hätte man prophezeit, dass deren Spannung dem Wettrennen eines Düsenflugzeugs gegen Weinbergschnecken gleicht. Barack Obama war jenseits des Atlantiks mit überzeugender Mehrheit gewählt und im Diesseits zum Messias hochstilisiert worden. Wer soll also seine Wiederwahl 2012 verhindern?

Personenbezogen ist die Frage berechtigter denn je, doch sollte Obama als Amtsinhaber sich nicht auf das ungeordnete bis bizarre Kandidatenfeld der republikanischen Gegenpartei verlassen. Da haben christlich-konservative Ultras mit oder ohne Tea-Party sowie der Mormone Mitt Romney bisher gemeinsam, in der eigenen Partei kaum zu überzeugen. Doch eine Studie des American Enterprise Institute (AEI) zeigt auf, was Obama Sorgen bereitet:

1 Die Werte, ob die USA sich gut entwickeln bzw. er das Land nicht in die falsche Richtung führt, sind für Obama die schlechtesten aller neuerlich kandidierenden Präsidenten seit 1979. Schlappe zehn bis 20 Prozent empfinden einen guten Kurs mit ebensolchem Steuermann. Das ist katastrophal im Vergleich zu Ronald Reagans und, man höre und staune, George Bush juniors Daten von jeweils über 50 Prozent 1983 und 2004. Sogar Jimmy Carter und der ältere Bush lagen am Ende ihrer Amtszeit besser, obwohl sie kein Publikumserfolg waren und politisch bald verendeten.

2 Hintergrund des Negativimages ist, dass nur peinliche 15 Prozent meinen, wirtschaftlich in einer angenehmeren Situation als vor der Wahl Obamas zu sein. Zu dieser Stimmungslage kommen objektiv eine hohe Arbeitslosigkeit, ein überschuldeter Wohnungsmarkt und Rezessionsgefahren.

3 In zentralen Wählergruppen ist die Zustimmung zur Politik des Präsidenten im freien Fall. Nur 36 Prozent der parteiunabhängigen Wähler und weniger als ein Drittel der Weißen meinen, Obama würde seinen Job gut machen. Dessen Pech ist, dass es viel weniger Minderheiten als Mittelschichtweiße gibt, und er daher ein strategisches Problem hat.

4 Bei vielen Schlüsselthemen ist Obama inhaltlich auf dünnem Eis. Ehrenhaftigkeit und Aufrichtigkeit werden ihm zugesprochen, doch sehen jüngere Generationen das Sozialversicherungssystem mehrheitlich als gigantische Lüge („monstrous lie”) und empfinden generell mehr und mehr Wahlberechtigte die Gesundheitsreform als gescheitert.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist immer noch am wahrscheinlichsten, dass Obama bis 2016 die größte Supermacht regieren wird. Das aufgrund der Schwäche seiner Mitbewerber und nicht wegen eigener Stärken.

Der angeblich mächtigste Mann der Welt muss hoffen, dass die Konkurrenz trotz theoretisch besserer Ausgangsposition den Wahlkampf in den Sand setzt, wie es Hillary Clinton und John McCain 2008 taten.

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