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Posted on December 6, 2011.
Mr. Romney auf der Suche nach Zuneigung
Von Christoph Prantner
06. Dezember 2011
Kurz vor Beginn der Vorwahlsaison ist noch kein Favorit für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner in Sicht – Vor allem die Tea Party weiß nicht, wohin sie sich wenden soll
In weniger als einem Monat beginnt die Vorwahlsaison bei der Grand Old Party. Und aus heutiger Sicht ist es noch völlig unklar, wer schließlich das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner machen wird. Zuletzt ist die Kampagne Herman Cains, ehemals Pizzaketten-Manager und zeitweilig Liebling der Partei, wegen diverser Sexgeschichten auf Grund gelaufen. Die fundamentalistische Tea-Party-Bewegung ist unschlüssig, wem sie ihre Unterstützung angedeihen lassen soll. In Umfragen hat alle zwei Wochen ein anderer Aufwind. Und zwischen allen Stühlen sucht Mitt Romney nach ein wenig Zuneigung unter seinen Parteigängern.
Dem Investmentbanker, der sich bereits 2008 für die Kandidatur bewarb, bescheinigt etwa das Time-Magazine, diesmal ein deutlich besserer Kandidat zu sein als damals. Außerdem gilt der eher moderate Politiker als der einzige im Feld, der Präsident Barack Obama bei den Wahlen in elf Monaten schlagen könnte. Aber die von der Tea Party weit ins konservative Eck gedrängte Partei wird einfach nicht warm mit dem kontrollierten, berechnenden und immer ein wenig übertrainiert wirkenden Anwärter auf die Kandidatur.
Die Republikaner sind heute nicht mehr ein Verbund von Sozialkonservativen, sicherheitspolitischen Falken und Business-Eliten. Statt dessen dominiert ein reaktionärer Fundamentalismus die Partei, der vor allem (weiße) Modernisierungsverlierer anspricht und rabiaten Kleinbürger.
Diese Klientel kann mit dem elitären Banker, dem gläubigen Mormonen und Ex-Gouverneur von Massachussetts, der dort die verhasste allgemeine Krankenversicherung eingeführt hat, nicht nur nichts anfangen. Sie würde sich eher die Hand abhacken, bevor sie für Romney als Kandidaten stimmen würde – und das obwohl er nach den letzten verfügbaren Zahlen bisher 18 Millionen Dollar in seine Wahlkampagne gesteckt hat.
Diese Haltung spiegelt sich auch in den Umfragen wieder. Romney ist seit Monaten konstant auf den vorderen Plätzen, aber er hat seinen klaren Status als Frontrunner eingebüßt. Bei den am 3. Jänner anstehenden Vorwahlen in Iowa – einem Bundesstaat, in dem er 2008 allein zehn Millionen Dollar für seine Kampagne ausgegeben hatte, um dann doch nur auf dem zweiten Platz hinter Mike Huckabee zu landen – kommt er laut Des Moines Register nur noch auf Platz drei hinter dem alten konservativen Schlachtross Newt Gingrich und dem republikanischen Irakkriegsgegner (!) Ron Paul.
Dass Gingrich, seit Jahrzehnten fester Bestandteil in den Washingtoner Couloirs und deswegen eigentlich natürlicher Feind der Tea-Party-Leute, und sogar Zählkandidat Paul vor ihm liegen, lässt den Slogan “Mitt Quit” gar nicht mehr so abseitig scheinen.
Doch Romney konzentriert sich diesmal vor allem auf New Hampshire als seinen persönlichen Battleground-Staat. Dort haben seine Helfer 200.000 der 1,3 Millionen Einwohner persönlich kontaktiert, um für ihren Chef zu werben. Aber selbst dort ist der Mann, der in den vergangenen Jahren – das Weiße Haus immer fest im Blick – seine Überzeugungen von moderat auf konservativ geändert hat, schwer zu verkaufen. Denn die Wähler fragen: Wer ist dieser Mann eigentlich?(DER STANDARD Printausgabe, 6.12.2011)
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