Like a Movie — But Sadly, It Was Reality

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Wie im Actionfilm, und doch traurige Realität

Von Kathrin Pilz

17. Dez 2011

Wenn in Hollywood ein Gewaltakt passiert, denken alle zunächst einmal an einen Filmdreh. Auch bei dem jüngsten Amoklauf auf offener Straße war das nicht anders.

Ich will sterben!” schrie der 26-jährige Tyler Brehm, während er um 10:30 vormittags, mitten auf der Kreuzung von Sunset Boulevard und Vine stand, und in die Menge schoss. In jeder anderen Stadt würde sofortige Panik ausbrechen. Im Herzen von Hollywood kam diese Reaktion mit Verspätung. „Wir dachten es sei eine Szene aus einem Film”, sagte Augenzeugin Micah Williams, der mit seinem Freund unterwegs war. „Doch dann zischte die dritte Kugel an meinem Kopf vorbei und ich sagte: Die schießen wirklich auf uns!”

Ein weiterer Zeuge, Gregory Bojorquez, berichtete: „Es war bizarr, wie eine Szene aus einer Cop-Serie. In L.A. ist man es so gewohnt, Leuten bei Dreharbeiten zuzusehen, die Meisten von uns dachten wir beobachten ein Filmset.” Tatsächlich wurde in Hörweite zeitgleich ein fiktives Drama verfilmt: Die Kamera rollte gerade für „Gangster Squad” mit Ryan Gosling, Emma Stone und Sean Penn. Aber auch das wirkliche Drama wurde aufgezeichnet. Von seinem Fenster aus filmte ein Anrainer mit, während Brehm mindestens neun Kugeln in die Luft und auf vorbeifahrende Autos feuerte, bevor ein Polizist, der ebenfalls gerade bei einem nahegelegenen Dreh Sicherheitsdienst hatte, auf den Notruf reagierte.

Brehm war mittlerweile die Munition ausgegangen und er ging mit einem Messer auf den Polizisten los, der ihn daraufhin erschoss.

Der Zwischenfall machte zuerst hauptsächlich in lokalen Zeitungen Schlagzeilen. Denn es gab nur einen, nicht identifizierten, verletzten Autofahrer, der als 40-jähriger Mann in einem weißen Mercedes beschrieben wurde, und dessen Zustand als nicht lebensgefährlich eingeschätzt wurde.

Eine Schießerei, bei der am Ende der Schütze der einzige Tote ist, ist in L.A. leider nichts Außergewöhnliches. Außer der L.A. Times berichtete kaum eine Zeitung des Landes über den Zwischenfall. Doch als das Opfer den Verletzungen erlag und es sich herausstellte, dass es sich um den Musikproduzenten John Atterberry handelte, der etwa die Spice Girls produziert hatte, berichteten auch New Yorker Medien darüber. Aufrufe zu strengeren Waffengesetzen kamen dennoch hauptsächlich aus dem Ausland. Die britische Zeitung „The Guardian” hat es den Los Angelenos kürzlich vorgerechnet: Kalifornien hatte letztes Jahr die höchste Schusswaffen-Mordrate: 1257 Menschen wurden erschossen, das sind 69 Prozent aller Morde 2010. Aber wir können uns dennoch auf die Schulter klopfen: 2009 war um acht Prozent schlimmer . . .

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