Verbrechen der US-Soldaten in Afghanistan
Hohn und Urin
von Janek Schmidt
12.01.2012
Es sind schockierende Bilder: Vier US-Soldaten urinieren auf drei tote Taliban und verspotten sie. Was aus solchen möglicherweise sogar als Kriegsverbrechen einzustufenden Taten entstehen kann, haben die USA im Irak erlebt. Nun könnte auch in Afghanistan der Hass zunehmen – und Amerikas Mission untergraben.
Die Bilder sind abstoßend und bestes Propaganda-Material für die Taliban: Vier US-Soldaten, vermutlich Scharfschützen der Marines in der Provinz Helmand, lassen sich filmen, wie sie auf die Leichen dreier mutmaßlicher Taliban urinieren. Die Soldaten grinsen in die Kamera und spotten: “Ich wünsch’ dir einen guten Tag, Kumpel.” So ruft einer der Marines dem toten Afghanen zu, ein zweiter fügt an: “Golden, wie eine Dusche.”
Wer das Video auf der Website Youtube veröffentlicht hat, ist unklar. Doch für das US-Militär kommt dies zur Unzeit. Erstmals seit zehn Jahren hatten die Taliban kürzlich ihre Verhandlungsbereitschaft bestätigt, und in wenigen Tagen reist der US-Sondergesandte Marc Grossman nach Kabul, um dort den wankelmütigen Präsidenten Hamid Karsai für Washingtons Verhandlungsstrategie zu gewinnen. Karsais Kooperation ist entscheidend. In seinem Streben nach Ansehen ist ihm aber jeder Anlass recht, sich von den USA zu distanzieren. So forderte Karsai auch umgehend harte Strafen für die urinierenden Soldaten.
Dies ist tatsächlich der einzige Ausweg für Washington. Zwar versprach das Pentagon eine Untersuchung des Vorfalls. Doch das ist nicht genug. Sobald geklärt ist, dass die Bilder echt sind, sollte sich das US-Militär entschuldigen. Als Warnung dient ein früherer Vorfall: die Folterbilder aus dem irakischen Gefängnis Abu Ghraib. Diese Fotos schürten derartigen Hass auf die Amerikaner, dass es Washington noch schwerer fiel, seinen Einfluss in dem Land zu wahren. So wie sich immer mehr Iraker in Richtung Iran orientieren, könnten sich Afghanen den Taliban zuwenden. Eine Mitschuld daran hätten jene US-Soldaten, die die Ehre der Menschen dort verletzen.
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