U.S. combat troops will withdraw from Afghanistan sooner than expected. The longer they remain, the harder it is for Obama to sell the campaign as a success.
Two weeks ago, Nicolas Sarkozy seemed to have blown a fuse. He raged about the prospect of an early French withdrawal from the Hindu Kush when an Afghan “comrade” shot six French soldiers in the back. Other NATO partners, including Germany, had experienced similar tragedies; others will surely experience them in the future.
And yet, not one nation raised any questions about the overall strategy. Today, Sarkozy's moment of rage must be looked at in a different light. Did Sarkozy merely divulge what the Americans had been planning all along? Secretary of Defense Leon Panetta announced this week that U.S. combat troops (not including special ops and anti-terrorist units) would be leaving Afghanistan sooner than expected.
Panetta caught the other NATO partners on the wrong foot, and because the announcement came as NATO defense officials were meeting in Brussels, the shift was immediately visible. The U.S. about-face was neither expected nor discussed by alliance partners, so the department heads had to put the best face on it they could and proceeded as though the move had been finalized at the Lisbon summit in 2010.
Iraq as an Example
But that's just eyewash. The final report of the 2010 summit contained the declaration: “Looking to the end of 2014, Afghan forces will be assuming full responsibility for security across the whole of Afghanistan.” NATO combat troops were to have continued “partnering” with their Afghan counterparts through 2014. Put into plain language, that means NATO troops would patrol and fight alongside the Afghans. Germany proceeded with their strategy on that assumption. According to Panetta's latest announcement, he hoped to shift the mission of allied forces from combat to a training and advisory role, in which force would be used only in a self-defense situation. Panetta cited Iraq as an example in which U.S. troops had pulled back into a few large fortifications prior to withdrawing their combat brigades.
If the Pentagon sticks to that plan, most U.S. troops will be able to celebrate Christmas 2013 back home with their families and loved ones. It doesn't take much imagination to see how well that would play during a presidential election campaign, especially since Mitt Romney, Obama's presumed opponent for the White House, has already taken the bait and sharply criticized Obama for the withdrawal decision.
Of course, Obama is not as naïve as Romney claims and probably has a relatively realistic grasp of the Afghanistan situation. He knows that the longer the troops remain there, the more difficult it is to sell the campaign as a success. He no longer believes that expending more effort there will result in peace. He risked a good deal of political capital with his troop surge; it didn't have much effect on the outcome. The Taliban is still a very long way from capitulation. They may suffer the occasional battlefield defeat, but their hatred of the infidel is undiminished. And Afghanistan knows it has the most powerful ally in the region in the Pakistani intelligence service. This all may be read in a NATO report assembled from the interrogation and debriefing of 4,000 Taliban captives that also somehow found its way into the public domain.
For the German government, the action of our U.S. friends is an affront. Chancellor Merkel has been using the phrase “responsible handover” like a mantra. German military commanders will tirelessly remind us that even the German Parliament's insistence on a troop withdrawal by year's end will depend on the local security situation. This is motivated by a well-meant intention to avoid shirking our responsibilities.
Nothing Left but Damage Control
Yet Germany lacks the means of even partially realizing those noble intentions. When the United States withdraws its combat troops from the northern regions, or if it even reduces the number of combat helicopters, the campaign there will have de facto ended. Handing over responsibility for security in the disputed regions won't even have begun.
What the United States is doing isn't a responsible transfer of responsibility; it amounts to running away from responsibility, driven by the perception that further bloodshed there isn't justified and that al-Qaida has long since found other safe bases from which to operate. The only thing remaining is damage control. Americans and Germans alike have to consider what will happen to those Afghan citizens who went to work for the West as drivers, translators, staff members — all traitors in the eyes of the Taliban. In Iraq, the United States generously gave green cards to their local national employees. And Germany, where Afghans have long been granted asylum, must also be equally generous.
Flucht aus Verantwortung
Von Thomas Gutschker
04.02.2012
Amerikanische Kampftruppen werden Afghanistan schneller als gedacht verlassen. Je länger diese in Afghanistan bleiben, desto schwieriger wird es für Obama, den Einsatz als Erfolg zu verkaufen.
Vor zwei Wochen schienen bei Nicolas Sarkozy die Sicherungen durchzubrennen. Es stelle sich die Frage nach einer früheren Rückkehr der französischen Soldaten vom Hindukusch, donnerte der Präsident, nachdem ein afghanischer „Kamerad“ vier Franzosen hinterrücks erschossen hatte. Solche Tragödien hatten andere Nato-Staaten, Deutschland eingeschlossen, auch schon erleben müssen.
Und doch stellte kein Land deshalb die gesamte Strategie in Frage. Heute erscheint der vermeintliche Wutausbruch in einem anderen Licht: Hat Sarkozy nur ausgeplaudert, was die Amerikaner ohnehin planten? Verteidigungsminister Panetta machte diese Woche öffentlich, dass die amerikanischen Kampftruppen (von Spezialkräften zur Terroristenbekämpfung abgesehen) Afghanistan schneller verlassen sollen als bisher erwartet.
Die anderen Partner erwischte Panetta damit auf dem falschen Fuß - und weil sich die Nato-Verteidigungsminister in Brüssel trafen, konnten es auch gleich alle sehen. Die amerikanische Volte war im Bündnis weder vorbereitet noch abgesprochen. So mussten die Ressortchefs gute Miene machen und so tun, als sei auf dem Gipfeltreffen in Lissabon Ende 2010 nichts anderes beschlossen worden.
Irak als Vorbild
Das ist Augenwischerei. „Wenn wir auf Ende 2014 sehen, werden afghanische Truppen die volle Verantwortung für Sicherheit in ganz Afghanistan übernehmen“ - so steht es in der Abschlusserklärung jenes Treffens. Nato-Kampftruppen sollten im gesamten Jahr 2014 ihr „partnering“ mit afghanischen Verbänden fortsetzen. In deutscher Sprache: gemeinsam in Gebieten patrouillieren und kämpfen, die vormals von Aufständischen kontrolliert wurden. Die Bundeswehr hatte sich darauf eingestellt. Nach Panettas neuer Ansage wird die Schutztruppe Isaf „von Mitte bis Ende 2013 von einem primären Kampfeinsatz zu einer Trainings- und Beratungsrolle“ übergehen. Gewalt solle dann nur noch zur Selbstverteidigung eingesetzt werden. Panetta nannte den Irak als Vorbild, wo sich die Amerikaner auf wenige große Stützpunkte zurückgezogen haben, bevor sie ihre Kampfbrigaden nach Hause brachten.
Wenn das Pentagon daran Maß nimmt, werden die meisten GIs Weihnachten 2013 mit ihren Liebsten feiern können. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie populär diese Parole im Präsidentschaftswahlkampf sein wird. Zumal Mitt Romney, der Obama im November herausfordern will, diesem sogleich auf den Leim gegangen ist und ihn scharf kritisiert hat.
Wenig Wirkung
Obama ist natürlich nicht „naiv“, wie Romney behauptete, und er dürfte eine ziemlich realistische Einschätzung der Lage in Afghanistan haben. Er weiß, dass es mit jedem Tag, den die Amerikaner länger dort bleiben, schwerer wird, den Einsatz als Erfolg auszugeben. Er glaubt nicht mehr daran, dass eine noch so große Kraftanstrengung das Land befrieden könnte. Er hat viel politisches Kapital für eine Truppenaufstockung riskiert - die wenig bewirkt hat. Die Taliban sind weit davon entfernt aufzugeben. Sie lassen sich hier und da vom Schlachtfeld kaufen, aber ihr Hass auf die Ungläubigen lebt fort. Und mit dem pakistanischen Geheimdienst wissen sie nach wie vor den verlässlichsten Partner der Region an ihrer Seite. All das lässt sich nachlesen in einem Nato-Bericht, der die Verhörprotokolle von 4.000 gefangenen Taliban zusammenfasst und nun ebenfalls den Weg an die Öffentlichkeit fand.
Für die Bundesregierung ist das Verhalten der amerikanischen Freunde eine Zumutung. Kanzlerin Merkel trägt die Phrase von der „Übergabe in Verantwortung“ wie ein Mantra vor. Deutsche Kommandeure werden nicht müde hervorzuheben, dass selbst der vom Bundestag beschlossene Personalabbau am Hindukusch bis Ende des Jahres von der Sicherheitslage abhängt. Dahinter steht der gute Wille, sich nicht aus der Verantwortung zu stehlen.
Nur noch Schadensbegrenzung
Und doch fehlen Deutschland die Mittel, diesen Willen auch nur ansatzweise durchzusetzen. Wenn die Amerikaner ihre Kampftruppen im Norden abziehen oder auch nur die Zahl ihrer Hubschrauber verringern, ist der Einsatz dort faktisch beendet. Dabei hat die Übergabe der Sicherheitsverantwortung in den umkämpften Gebieten nicht einmal begonnen.
Was die Amerikaner nun einleiten, ist keine Übergabe in Verantwortung, sondern eine Flucht aus Verantwortung - getrieben von der Einsicht, dass die afghanischen Verhältnisse keinen weiteren Blutzoll rechtfertigen und Al Qaida längst andere Operationsbasen gefunden hat. Nun bleibt nur noch Schadensbegrenzung. Amerikaner wie Deutsche müssen sich Gedanken darüber machen, was aus jenen Afghanen wird, die sich dem Westen verschrieben haben: den Fahrern, Übersetzern, Mitarbeitern - den „Verrätern“, in der Sprache der Taliban. Sie werden die ersten Verlierer sein, egal, wie sich die Kräfte nach dem westlichen Abzug sortieren. Im Irak haben die Amerikaner ihren einheimischen Partnern großzügig Green Cards geschenkt. Auch Deutschland, das schon früher Afghanen Zuflucht bot, sollte sich großzügig zeigen.
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The U.S. must decide what type of foreign policy it wants to pursue: one based on the humanism of Abraham Lincoln or one based on the arrogance of those who want it to be the world’s policeman.