Antikapitalistische Stoffpuppen
Von Eva Schweitzer
07.02.2012
Rechtskonservative in den USA unterstellen der Filmindustrie eine Umweltschutzagenda und Kapitalismuskritik. Bezichtigt werden auch die Muppets. Doch die wehren sich.
Dass ein Frosch und ein Schwein aus Filz eine Pressekonferenz geben, kommt nicht alle Tage vor. Und dabei legen sie sich auch noch mit dem konservativen Medienunternehmer Rupert Murdoch an. Die Rede ist, natürlich, von Kermit und Miss Piggy, dem Muppet-Traumpaar, die sich vor der Presse in London über Fox News echauffierten. Denn Eric Bolling, Moderator von Fox Business News, hatte den neuen Film The Muppets als “anti-kapitalistisch” geschmäht, weil darin ein erfolgreicher Ölmann namens Tex Richman als böse dargestellt werde.
In dem Film kommen die Muppets nach Jahren noch einmal zusammen, um ihr altes Theater in Hollywood zu retten, unter dem besagter Richman nach Öl bohren will. Damit, meinte Bolling, habe das liberale, sprich: linke Hollywood zum Klassenkampf aufgerufen, und “unseren Kindern eine Gehirnwäsche” verpasst.
Sekundiert wurde Bolling von Dan Gainor vom Media Research Center, das im übrigen von einem konservativen Aktivisten gegründet wurde, der findet, dass Präsident Obama aussehe wie ein “Drogensüchtiger aus dem Ghetto”. Gainor also sagte, Hollywood und die Linken hassten die Ölindustrie seit Jahren, und schon im Trickfilm Cars II – wo mit einer Art Öko-Benzin gefahren wird – dem George-Clooney-Verwirrspiel Syriana und dem Brutalo-Western There Will be Blood werde die Ölindustrie negativ dargestellt. Wo er schon dabei war, fuhr er fort mit seiner Liste von Filmen, die belegen sollten, dass Hollywood eine lange Tradition von Öko-Streifen habe: Captain Planet, die Emmerich-Apokalypse The Day After Tomorrow, die Al-Gore-Dokumentation Eine unbequeme Wahrheit und der Kultfilm Matrix, in dem Kindern beigebracht werde, dass die Menschen ein Virus der Erde seien. Aus diesen Kindern sei jetzt die Occupy-Wall-Street-Bewegung geworden.
Dass sich Fox nun ausgerechnet mit ein paar Stoffpuppen anlegt, hat etwas Skurriles. Aber tatsächlich unterstellen die Rechtskonservativen in Amerika den vorgeblich liberalen Medien und Hollywood eine Umweltschutzagenda sowie rigiden Antikapitalismus. Gerade Disney – denen die Muppets inzwischen gehören–, ist seit Jahren Zielscheibe der religiösen Rechten, die 1995 sogar zu einem Boykott aufgerufen hatten.
Sie werfen dem Mäusekonzern vor, dass dieser Schwulenparaden in Disneyland veranstaltet und mit Filmen wie Pulp Fiction und Kids – die von der Disney-Tochter Miramax produziert wurden – Pornographie und Kindersex propagiere. Dem Disney-Trickfilm Pocahontas wird übelgenommen, dass er die Indianer positiver darstelle als die Weißen. Und der König der Löwen soll – laut Tea-Party-Königin Michele Bachmann – homosexuelle Propaganda verbreiten. Auch Cars mit seinem Ökobenzin wurde von einer Disney-Tochter produziert. Dabei war Firmengründer Walt Disney eher konservativ.
Die Vorwürfe gegen sie hielten die Muppets, auf der Londoner Pressekonferenz danach befragt, für völlig lächerlich. “Wenn wir Probleme mit der Ölindustrie hätten, würden wir dann den ganzen Film in einem benzin-saufenden Rolls Royce herumfahren?”, quakte Kermit. Und Miss Piggy quiekte, das sei “so lächerlich, als würde ich Fox News beschuldigen… ein… ein Nachrichtensender zu sein.”
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