Romney Is the Republican Exception

<--

Romney ist die Ausnahme bei den Republikanern

Lord Weidenfeld

18.02.2012

Außenpolitische Themen spielen bei den Vorwahlen der Republikaner bisher eine untergeordnete Rolle. Nur Mitt Romney legt ein Konzept vor.

Was haben wir Europäer von den republikanischen Rivalen des Präsidenten Obama zu erwarten? Nie zuvor war der Wettstreit der republikanischen Kandidaten so brutal und hautnah. Nie zuvor gab es so viele Geldgeber, die in manchen Fällen wie bei einem grossen Pferderennen auf mehr als einen Kandidaten Millionen setzen. Der Spielkasino-Milliardär Sheldon Adelson finanziert sowohl den schillernden Newt Gingrich als auch den stählernen Rick Santorum. Ein Börsianer in San Francisco wettete zugleich auf vier Kandidaten.

Die grossen Themen des Wahlkampfs sind hauptsächlich innenpolitischer Art: Arbeitslosigkeit, Aktiensturz, Mängel des Gesundheitssystems. Außenpolitik spielt keine grosse Rolle. Die Ausnahme hier ist Mitt Romney, der seit eh und je als Thronanwärter galt und sich mit außen- und sicherheitspolitischen Problemen intensiv beschäftigt.

Er interessiert sich für Europa, spricht perfektes Französisch und verfügt über einen ausgezeichneten Apparat von ehemaligen Diplomaten, Akademikern und Publizisten auf die er sich verlassen kann. Allen voran seine außenpolitische Chefberaterin Kerry Healey, die bis vor kurzem den höchsten Verwaltungsposten, Vizegouverneur, im Bundesstaat Massachusetts inne hatte.

Europa ist Kernpunkt von Romneys Außenpolitik

Mitt Romney sieht im europäisch-atlantischen Bündnis weiterhin den Kernpunkt einer Außenpolitik, hat aber auch einen guten Spürsinn für die Entwicklungen in Asien und vor allem die Turbulenzen in der nahöstlichen Region. Kerry Healey hofft, dass er im Sommer Südamerika, aber vor allem Europa besucht: London, Berlin und eine ostzentraleuropäische Hauptstadt, wahrscheinlich Prag, werden seine Reiseziele sein müssen.

Ihm geht es vor allem darum, die Verbündeten am Ostrand der Nato-Allianz zu beruhigen, denn man sieht mit Besorgnis wie ein immer autokratischer regiertes Russland mit einer unberechenbaren Außenpolitik zu experimentieren scheint.

Im Nahen Osten sieht Romney die Gefahren und neuen Unsicherheiten, die ein sich in einen Frost verwandelnder arabischer Frühling mit sich bringt. Seine Gefühle für Israel sind zweifellos freundlich und verständnisvoll. In der Irankrise geht er über Obamas vorsichtige Politik der Sanktionen hinaus und steht einem Regimewechsel in Teheran näher als den derzeitigen Demokraten im Weißen Haus.

Obamas Chancen steigen

In diesem Augenblick stehen Obamas Chancen weit besser als noch vor kurzem: Die Zahl der Arbeitslosen sinkt, der Wirtschaftsaufstieg in verschiedenen Sektoren ist unleugbar und seine Popularität ist heute größer als noch vor wenigen Monaten.

Jedoch auch seine optimistischen Anhänger geben zu, dass der Präsident noch lange nicht mit einem Sieg rechnen darf. Was den Republikanern schadet ist der brutale Kampf im eigenen Lager. Ein Germanist in Romneys Thinktank zitierte Schiller: “Spiegelfechterei der Hölle”.

About this publication