Julianne Moore Humanizes Sarah Palin

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Julianne Moore macht Sarah Palin menschlich

Von Uwe Schmitt

12.03.2012

Für den US-Bezahlsender HBO spielt Hollywood-Star Julianne Moore Alaskas berüchtigte Sarah Palin als ein Vorbild für Frauen. Amerikas Rechte ist empört.

Hätte im November 2008 Julianne Moores Verkörperung von Sarah Palin zur Wahl gestanden, wer weiß, wie die Amerikaner sich entschieden hätten. So, wie Moore die Gouverneurin von Alaska in dem jetzt uraufgeführten HBO-Dokudrama „Game Change“ („Entscheidender Durchbruch“) gibt, fehlt ihr das Schrille, Dummdreiste, die Trailer-Park-Sexiness, die ihre Verächter unerträglich fanden.

Moores Palin, die für einfache Menschen fühlt und ihre Familie gegen die Ausbeutung durch die Medien verteidigt, verdient Mitgefühl. Und Respekt für den Kampf gegen eine unmögliche Überforderung. Statt ihr Ebenbild nach Sichtung einiger Ausschnitte als „die üblichen Lügen Hollywoods“ abzutun, hätte Palin Moore schwesterlich umarmen können.

Eine Zumutung und ein Sicherheitsrisiko

Selbst wenn jedes ihrer Worte erlogen wäre, das McCains Wahlkampfmanager Steve Schmidt (Woody Harrelson) nach der Niederlage zwei Journalisten für das Buch „Game Change“ überlieferte, es blieben reichlich Belege für die Ahnungslosigkeit in TV-Interviews, die Skandal machten. Je mehr er sich mit der Figur befasst habe, hat Regisseur Jay Roach gestanden, desto mehr habe er mit der Frau gefühlt, die aus Amerikas fernster Provinz auf die nationale Bühne gerissen und von John McCains Team bald wie eine renitente Gefangene behandelt wurde.

„Game Change“ deutet fairerweise an, dass Palin sich in Alaska mit den Ölmultis anlegte und zeitweise seriös mit der Opposition zusammenarbeitete. Für Alaska reichte es. Für das zweite Amt im Staat, einen Herzschlag entfernt von der Präsidentschaft, war sie nach Überzeugung vieler konservativer Kolumnisten eine Zumutung und ein Sicherheitsrisiko.

“Ich habe das mit durcherlebt”

Hier gehen Jay Roach und Danny Strong (Drehbuch) zu gnädig mit Senator John McCain (Ed Harris) um, der als wüst fluchender, nur um Palins Wohl besorgter Ehrenmann dem wahren McCain nicht gerecht wird. Auch dieser hat abgelehnt, einen Film zu sehen, der auf einem Buch mit anonymen Zitaten, erfundenen Situationen und Palin-Karikaturen gründe.

McCains Gattin Cindy fügte erbost hinzu: „Ich habe das mit durchlebt. Nach allem, was ich gelesen und gehört habe, gleicht es nicht im Entferntesten der Wahrheit … Sarah Palin ist eine bemerkenswerte Person und eine starke, unabhängige Frau. Was ihr angetan wurde, war total unfair.“

Märtyrerin linker Intrige und rechten Verrats

So sehen das Mitarbeiter und Bewunderer Palins, die in einem eigenen Video, „Fact Change“, daran erinnerten, wie überschwänglich Politiker und viele Journalisten einst Palins elektrisierendes Charisma lobten. Palin, die Märtyrerin linker Intrige und rechten Verrats, wird übrigens in den nächsten Tagen mit dem Propagandafilm „Undefeated“ (Unbesiegt) gerächt.

Als Politikerin dankte Sarah Palin ab, als sie im Juli 2009 ihr Gouverneursamt aufgab. Noch hat sie Einfluss in der Republikanischen Partei, bei den Kongresswahlen 2010 kamen die von ihr unterstützten Frauen („Mama grizzlies“) oft genug ans Ziel. Für viele entzückte Frauen, die sich 2008 von Palin verstanden und vertreten fühlten, bleibt sie ein Star.

Es muss diese treue Liebe sein, die Palin veranlasste, am Super Tuesday zu verkünden, sie verschließe sich nicht der Möglichkeit, im Sommer als Retterin der im Zwist erschöpften Partei aufzutreten, sollte man sie rufen. Wenn es so weit käme, sollte sie Julianne Moores Porträt studieren. Sarah Palin könnte eine Menge von „Sarah Palin“ lernen.

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