Edited by Peter McGuire
06.05.2012
Obama setzt auf „Vorwärts“
Kommentar von Dorothea Hahn
Ausgerechnet mit einem sozialistischen Slogan zieht Obama in den Wahlkampf
Four years later, Barack Obama fährt im Wahlkampf erneut zu kämpferischer Höchstleistung auf. Das gilt für die Form seiner Reden (klar und witzig) und Kleidung (hemdsärmelig und krawattenlos). Für die Wahl seiner Themen (soziale Gerechtigkeit, Kriege beenden, Gleichbehandlung und Emanzipation). Und für seinen neuen Slogan. Nachdem er 2008 mit „Hope“ und „Change“ – mit Hoffnung und Veränderung – gewonnen hat, versucht Obama es jetzt mit „Forward“.
Richtig gelesen! Ausgerechnet in den USA, wo „sozialistisch“ wie ein Schimpfwort klingt, macht Obama Werbung mit „Vorwärts“. Mit einem Wort, das vor ihm Karl Marx und die Sozialdemokraten als Slogan verwendet haben.
Die Wortwahl ist nur auf den ersten Blick überraschend. Doch in dem Kontext der USA, wo ein obszön tiefer Graben die Niedrigverdienenden von den KrisengewinnlerInnen trennt, gibt das Wort Sinn. Obama greift mit „Forward“ das Leitmotiv jener DemonstrantInnen auf, die im vergangenen Herbst quer durch die USA öffentliche Plätze besetzt haben. Ihnen zwinkert er mit „Forward“ zu. Doch das allein würde den Slogan nicht wahlkampftauglich machen.
Für US-WählerInnen sind europäische Geschichten extrem weit weg. Bei deren Wahlentscheidung spielen sie deshalb keine Rolle. Doch für die meisten von ihnen hat das Wort „Forward“ einen eigenen, anderen Klang. Und der ist dynamisch, erinnert an sportliche Ereignisse und ist zugleich eine verbale Geste, die in die Zukunft weist.
Genau darin liegt das hohe Risiko des Slogans für Obama. Die RepublikanerInnen haben das sofort erkannt. Kaum war der Slogan in Umlauf, haben sie in einem eigenen Video darauf geantwortet. Darin entleeren sie den Begriff „Forward“ jeder historischen und ideologischen Bedeutung und verkehren den Slogan in sein Gegenteil. Ihre Botschaft: Mit Obama gehen die USA „rückwärts“ – zu mehr Arbeitslosigkeit und mehr Schulden.
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