The War on Women

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The War on Women

von Marek Dutschke

26.05.2012

Frauen werden in den USA noch immer stark benachteiligt. Das reicht von überteuerten Konsumprodukten für Frauen bis hin zur restriktiven Abtreibungsrichtlinien. Beim Schutz der Frauen hinken die Amerikaner uns hinterher.

In der Frauenpolitik gibt es ernsthafte Probleme, auf die wir unser Augenmerk richten müssen. Im amerikanischen Wahlkampf werfen demokratische Politiker den Republikanern vor, dass sie ein „war on women“ betreiben. Aus frauenpolitischen Richtungskonflikten gleich einen Krieg zu machen, ist natürlich den schrillen Wahlkampftönen geschuldet. Aber tatsächlich ist es so, dass die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in den USA nur völlig unzureichend realisiert ist.

Die Benachteiligungen für Frauen fangen beim Geld an. Eklatante Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen sind hinlänglich bekannt. Untersuchungen zeigen immer wieder, dass Konsumprodukte für Frauen teurer sind als ähnliche Produkte für Männer. In Kalifornien wurde ermittelt, dass Frauen im Durchschnitt 1.351 Dollar im Jahr mehr für ihre Produkte bezahlen müssen als Männer. Als Konsequenz wurde 1996 in Kalifornien das sogenannte „gendered pricing“ verboten.

2010 hat das Consumer Reports Magazine ermittelt, dass sich trotz des Verbots leider wenig verändert hat. Egal ob Deo, Rasierschaum oder andere Hygieneprodukte – die Produkte die auf Frauen ausgerichtet sind, waren teurer. Aber nicht nur die Wirtschaft profitiert von der Ungerechtigkeit. Nein, auch der Staat hält bei Frauen stärker die Hand auf. Zum Beispiel wird der Import von Turnschuhen für Frauen mit zehn Prozent stärker besteuert als der von Männer-Turnschuhen – 8.5 Prozent. Viele andere Beispiele zeichnen ein ähnliches Bild. Gerade bei Produkten, die in großen Mengen importiert werden, wird der „woman tax“ angesetzt.

In den USA flammt gerade wieder die Debatte über das Recht der Frau zur freien Bestimmung über ihren Körper auf. In einigen republikanisch geführten Bundesstaaten, wie South Carolina und Arizona, werden Abtreibungen erschwert, indem die Genehmigung des Abbruchs auf die ersten zwanzig Schwangerschaftswochen verringert wird.

Eine „späte“ Abtreibung ist nur dann legal, wenn eine Frau unmittelbar in Todesgefahr schwebt. Darüber hinaus haben Politiker in diesen Bundesstaaten beschlossen, dass Abtreibungen von der öffentlichen Gesundheitsvorsorge ausgenommen sind. Organisationen wie Planned Parenthood, die Frauen bei solch schwierigen Entscheidungen mit Rat und Tat zur Seite stehen, sollen nun auch ihre staatliche Förderung verlieren.

Ein weiterer Punkt ist die körperliche Unversehrtheit von Frauen. 1994 wurde ein Gesetz verabschiedet („Violence Against Women Act“), bei dem es darum geht, Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, besser zu beschützen und ihre Peiniger juristisch zu belangen. Das Gesetz soll dieses Jahr novelliert werden, aber die Republikaner versuchen momentan, den Gesetzestext dermaßen abzuschwächen, dass manche Frauen nicht ausreichend geschützt werden, wie zum Beispiel Immigrantinnen deren Aufenthaltsrecht an ihre Ehemänner geknüpft sind.

Auch Versuche, den Schutz für Frauen in Indianerreservaten zu verbessern, werden blockiert. Doch gerade hier wäre staatliches Eingreifen nötig. Die Lage der indianischen Frauen ist erschreckend. Das Justizministerium in den USA will herausgefunden haben, dass ein Drittel aller indianischen Frauen schon einmal vergewaltigt worden sind. Eine unvorstellbare Zahl! Es überrascht nicht, dass es nur in den wenigsten Fällen überhaupt zu einer Anklage gekommen ist.

Es wird in Deutschland immer gerne auf die gemeinsamen Werte verwiesen, die wir mit den USA teilen. Doch bei der Stellung der Frauen stimmen diese Werte nicht überein. Die Lobby der Frauen, gerade im Immigrantenmilieu, ist zu schwach, um sich selbst eine kraftvolle Stimme im politischen Prozess zu geben. Die politische Stimmung ist gerade nicht auf ihrer Seite. Traurig aber wahr, dort wird die Lage nicht besser, sondern eher schlechter.

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