Election Campaigns Go Through the Stomach

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Wahlkampf geht durch den Magen

Von OLIVIA SCHOELLER

19 JUNI 2012

Während sich Michelle Obama für gesünderes Essen stark macht, wurde ihr Mann in letzter Zeit öfter beim Fast-Food-Essen gesichtet. Foto: AFP

Würstchen-Beißen, Burger-Schlingen kann Plus-Punkte bei den Wählern bringen. Doch wer als Wahlkämpfer den Teller nicht leer ist, wie Barack Obama 2008, der kann sich schon mal unbeliebt machen.

Zu den härtesten Proben amerikanischer Wahlkämpfer gehört der Genuss regionaler kulinarischer Spezialitäten während der Wahlkampf-Tour. Das Würstchen-Beißen, Burger-Schlingen oder Eisschlecken kann in einigen Fällen sogar Minus-Punkte bringen, wenn der Kandidat nicht zur Zufriedenheit der Zuschauer, nicht mit ausreichend Enthusiasmus das Essen genießt oder – Gott behüte – gar nicht tut.

Das durfte Barack Obama 2008 erfahren, als er ganz harmlos ein Würstchengericht in Pennsylvania nicht fertig aß und noch einige Reste des fettigen Essens auf seinem Teller zurückließ. Sofort galt er als abgehoben, arrogant, weit entfernt vom Alltag und damit den Sorgen der durchschnittlichen Amerikaner. Seine damalige Konkurrentin Hillary Clinton nutzte den Fauxpas aus und leerte in einer Kneipe in Indiana sogleich ein Glas Whiskey gefolgt von einem Bier. Sie wollte als „home girl“ Punkte sammeln.

Tatsächlich hat sich Obama seit diesem Moment nie wieder vor Essen gedrückt. Während des Wahlkampfs sah man ihn Spezialitäten aller Art und politischen Couleur verputzen. Er schlang Chicken Wings, Pancakes und Burger herunter (um den traditionelleren Wählern zu gefallen), er aß das „coolere“ Chilly, um die progressiven bei der Stange zu halten, und er machte keinen Hehl aus seiner Liebe zu Süßigkeiten wie Eis, Schokoladen-Brownies und Chocolate-Chip-Cookies (um den Kindern und damit den Wählern der Zukunft zu imponieren). Selbst heute, da seine Frau Michelle versucht den Amerikanern gesünderes essen beizubringen, gönnt sich der Präsident noch immer ein wenig Junkfood.

Einmal durch die amerikanische Küche knabbern

Auch Mitt Romney, der asketisch wirkende Republikaner, knabbert sich derzeit durch die amerikanische Küche der Swing States. Während seiner Bus-Tour durch sechs Staaten machte er Halt bei einem Wawa (Tankstelle mit Imbiss) und schlang einen Meatball Hoagie (Sandwich mit Fleischbällen) herunter – in der Hoffnung so sein ansonsten wenig bodenständiges Image zu verbessern. Überall wo er hinkommt, sei es Minnesota, New Hampshire oder Iowa, Wisconsin oder Pennsylvania, wird Romney auf die in diesen Teilen des Landes typische Küche stoßen, die ihre Wurzeln in Deutschland, Holland und Skandinavien hat und dann durch die amerikanische Wildnis, das Pionierleben und den Überlebensgeist irgendwie immer fetter wurde: Zum Beispiel das berühmte Cheesesteak (Rindfleisch, Käse und Zwiebel im Brot) in Philadelphia, Riesen-Bratwürste in Wisconsin oder frittierter Truthahn-Schlägel in Iowa. Wer Präsident der USA werden will, muss viel tun, um diese Kalorien wieder abzuarbeiten.

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