Real Satire, Womanizing and Dirty US Dollars

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US-VORWAHLKAMPF

Realsatire, Frauengeschichten und schmutzige US-Dollar

Von Uwe Schmitt

26.06.2012

Bei den US-Vorwahlen wollten die Republikaner auch Außenseitern eine Chance geben. Doch am Ende entschied die Macht des Geldes. Ein Rückblick auf die Schlammschlacht und ihre skurrilen Kandidaten.

Heute endet im Mormonen-Staat Utah der Marathon der republikanischen US-Vorwahlen, aus dem Anfang Mai der Mormone Mitt Romney als Sieger hervorging. Seit Iowa und New Hampshire im Januar den Wettbewerb unter (damals) acht Bewerbern eröffneten, haben die Bewerber Stimmen und Delegierte für den Parteitag in Tampa Ende August auf sich vereint.

Als Mitt Romney am 29. Mai die zur Salbung zum Nominierten notwendige Zahl von 1144 Delegierten erreichte, war das Rennen entschieden. Dass dennoch gewählt und weitergezählt wurde, spricht für die routinierte amerikanische Demokratie.

Ob die Vorwahlen das Publikum seit dem Verzicht von Rick Santorum (10. April) und Newt Gingrich (2. Mai), beide längst chancenlos, interessierte und gar heute noch interessiert, ist eine andere Frage.

Utah-Wähler könnten sich betrogen fühlen

Vierzig Delegierte werden in Utah vergeben. Und die Wähler könnten sich betrogen fühlen, weil es auf ihre Stimmen nicht mehr ankommt. So erging es am Dienstag vor einer Woche schon ihren Parteigenossen in Kalifornien, New Jersey und drei weiteren Staaten, die mangels Alternative an Mitt Romney gingen.

Die Republikanische Partei hatte im Wahljahr 2012 in vielen Staaten das Winner-Takes-All-Prinzip, das dem Sieger alle Delegierten des Staates zuschlägt, gegen ein Verhältnissystem getauscht.

Man hatte die Hoffnung gehegt, auch Außenseiterkandidaten eine Chance zu geben. In Wahrheit entschied das Geld, das in (meist negative) Wahlwerbung gegen die Mitbewerber floss.

Keiner der drei Mitbewerber, die im Februar dieses Jahres noch im Rennen mit Mitt Romney waren, konnte annähernd mit seiner Spendenmacht mithalten. Es bleiben am Ende Dollars, die den Wahlkampf fluten, schmieren und das Ungleichgewicht von Wählerstimmen in Gold aufwiegen.

Die Tea-Party-Leute sind raue Burschen

Erinnert sich noch jemand an Ron Paul, den radikal-libertären Kandidaten, der linke Occupy-Wallstreet-Wähler und waffennärrische rechte Milizionäre begeistern kann?

Er wird mit seinen rund 150 Delegierten nach Tampa kommen und Satisfaktion fordern. Das heißt: Rednerzeit im Hauptabendprogramm, er will sich und die von ihm inspirierte Tea-Party-Bewegung feiern lassen – und die Parteiführung der Republikaner wird klug genug sein, sie zu feiern. Die Tea-Party-Leute sind raue Burschen.

Tatsache ist auch, dass man sich kaum mehr an den Mehrkampf der Bewerber im Winter 2011/12 erinnert, der täglich wilde Schlagzeilen machte: Michele Bachmann war die erste Favoritin, bevor sie sich wirr um Kopf und Führung redete.

Dann kam Rick Perry, der Gouverneur von Texas, und sank tief nach Vorstellungen bei TV-Debatten, die ans Realsatirische grenzten.

Pizza-König Cain mit dreisten Verkaufsparolen

Der Pizza-König Herman Cain nahm die Parteibasis danach für sich ein, bis mutmaßliche Frauengeschichten und dreiste Verkaufsparolen (“9-9-9!”) den Leuten allzu dumm kamen; Newt Gingrich ließ sich zum vorletzten Helden ausrufen, er wollte zugleich Historiker, Reagan-Erbe und gläubiger Katholik in dritter Ehe sein. Ein paar Umdrehungen zu viel.

Am weitesten brachte es Rick Santorum, ein frommer, charismatischer Ideologe, der sich eher dem Geld Mitt Romneys als seinem überlegenen Geist geschlagen geben musste.

So wählen also heute die republikanischen Wähler in Utah als letzte, während der Mormone Mitt Romney die Nominierung schon lange sicher hat. Sie wählen noch manches andere, nicht nur den Präsidentschaftskandidaten, und keiner sieht hin.

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