Edited by Gillian Palmer
Der jüngste Amoklauf in den USA zeigt, dass die Verfügbarkeit von Waffen eingeschränkt werden muss. Auch wenn das nicht alle Verbrechen verhindert, kann es die Zahl dieser Taten reduzieren.
Fast auf den Tag ein Jahr nach dem Massenmord auf der norwegischen Insel Utøya, dem 77 Menschen zum Opfer fielen, hat eine ebenso kaltblütige Tat die Welt erschüttert. Barack Obama sagte, wenn aus dem Amoklauf in Colorado eine Lehre zu ziehen sei, dann die, “dass das Leben sehr verletzlich und unsere Zeit hier begrenzt und kostbar ist”. Damit banalisierte der Präsident die Tat. Das Kino-Massaker, bei dem zwölf Menschen starben, darunter ein sechsjähriges Mädchen, lehrt auch, dass die Waffenkontrolle in den USA zu lasch ist.
Doch die Reform der entsprechenden Gesetze ist schwierig. Und dies liegt nicht in erster Linie daran, dass die NRA-Waffenlobbyisten tonangebend sind. Viel entscheidender ist, dass es gute Argumente für den berühmten zweiten Verfassungszusatz aus dem Jahr 1791 gibt, der allen Bürgern der USA das Recht garantiert, “Waffen zu besitzen und zu tragen”.
Recht auf Selbstverteidigung
Wer die Verteidigung dieses Privilegs als nostalgische Reminiszenz an den Wilden Westen abtut oder als amerikanische Paranoia, kennt das Land nicht. Wer je durch South Dakota oder Texas, durch Iowa oder Arizona fuhr, mag nachvollziehen, dass man seine Smith & Wesson im Haus haben möchte, wenn es bis zum nächsten Nachbarn oder der Polizei viele Meilen sind.
Hier hat das Recht auf Selbstverteidigung einen anderen Stellenwert als im Vollkasko-Europa – und selbst dort ließ sich Utøya nicht verhindern oder die Amokläufe in Winnenden und Erfurt.
Reformbedarf in den USA
Dennoch bliebe in den USA genügend zu reformieren. Waffenbesitz im Grundsatz zu erlauben ist etwas anderes, als auf die Registrierung verkaufter Waffen zu verzichten. Halbautomatische Waffen wie die AR-15 sind zudem weder zur Selbstverteidigung noch für die Jagd erforderlich.
Der Kongress bannte 1994 derartige Sturmgewehre. Doch das Gesetz lief 2004 aus. Obama macht keine Anstalten, es zu erneuern. Kein Thema für den Wahlkampf. Striktere Waffengesetze verhindern nicht jedes Verbrechen. Aber sie können die Zahl derartiger Taten reduzieren.
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