Das Vorgehen der USA in Syrien ist brandgefährlich
von Mathias Brüggmann
03.08.2012
Nun greift auch die CIA an der Seite der Opposition ein. Das wirft kritische Fragen der Einmischung auf.
Schattenkrieg nannte man die teilweise brutalen Auseinandersetzungen in weit von der Sowjetunion und den USA entfernten Staaten zu Zeiten von Blockkonfrontation und Eisernem Vorhang. Und auch Syrien wird immer mehr zum Schauplatz eines Stellvertreterkrieges. Nicht erst seit bekannt wurde, dass US-Präsident Barack Obama seinen Geheimdienst CIA aufseiten der Opposition gegen den Diktator Baschar el Assad operieren lässt. Vor allem ist Syrien längst zum Schlachtfeld eines verdeckten geopolitischen Kampfs geworden – im Krieg zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran. Teheran unterstützt bisher das Assad-Regime massiv, die Saudis wollen es stürzen und einen weiteren sunnitischen Staat errichten.
Vor diesem Hintergrund ist das CIA-Engagement brandgefährlich. Zwar steht Obama unter wachsendem Druck, endlich etwas gegen Assads Abschlachten des eigenen Volks zu tun. Und da wegen Russlands und Chinas Veto im Weltsicherheitsrat sowie einer wachsenden Nato-Müdigkeit eine internationale Intervention undenkbar erscheint, wirkt der CIA-Einsatz als probates Mittel. Washingtons Schlapphüte sollen mit ihren nachrichtendienstlichen Erkenntnissen, logistischen Hilfen und Kommunikationstechnik die syrische Opposition unterstützen. Offiziell sollen sie nicht an der Seite der Free Syrian Army kämpfen und sie auch nicht militärisch hochrüsten.
Problematisch ist das Engagement dennoch: Denn kann Obama wirklich sicherstellen, dass sich seine Agenten nicht im verwirrenden Netz der stark zerstrittenen syrischen Opposition verheddern? Am Ende könnte es werden wie zu jenen Zeiten, als die Sowjetunion das kommunistische Regime in Afghanistan stützte und die CIA via Pakistan die antikommunistischen Taliban hochrüstete. Spätestens seit den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA muss man über derartige Aktionen anders nachgedenken: Denn die Taliban terrorisierten später das eigene Volk und unterstützten auch den internationalen Terror von El Kaida. Und El-Kaida-Islamisten sind auch in Syrien längst wieder aktiv.
Dabei stellt sich auch die viel weiter gehende Frage: Was wird eigentlich aus den Waffen, mit denen die USA die Taliban ausgerüstet haben oder die Saudi-Arabien, Katar und andere an Rebellen in Syrien und Libyen geliefert haben? So verständlich das Drängen auf ein Ende des unerträglichen Blutvergießens in Syrien ist, sind dennoch nicht international abgestimmte Einmischungen aus dem Ausland in den Konflikt verheerend.
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