Ryan: Romney’s Little Bobblehead Doggie

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Ryan – der Wackelhund Romneys

Von Daniel Haufler

15.08.2012

In ihrem ersten gemeinsamen Fernseh-Interview wollen Präsidentschaftskandidat Mitt Romney und sein Vize Paul Ryan nur eines: keine Fehler machen. Doch das ist ein Fehler. So gewinnt man keine Wahlen.

Da sitzen sie also beide in ihren kleinkarierten Hemden und dunklen Jacketts, mit dem Flaggenpin millimetergenau im Knopfloch platziert. Beide lächeln das schmallippige Lächeln von Menschen, die nichts von sich preisgeben wollen – und genau so reden sie dann auch in der CBS-Sendung „60 Minutes“ , in ihrem ersten gemeinsamen Fernsehinterview als Präsidentschaftskandidat und Vize-Anwärter.

Mitt Romney lobt die Qualitäten von Paul Ryan, der die Probleme des Landes verstehe, und Ryan lobt Romney, mit dem er die gleichen Werte teile. Immer wenn Romney etwas sagt, nickt Ryan so unablässig mit dem Kopf wie ein Wackelhund auf voller Fahrt oder zieht seine Mundwinkel energisch nach hinten, was fast wie Grinsen wirkt, während Romney recht nackensteif gerade ausblickt, wenn Ryan redet.

Beide wollen das Land wieder „auf den richtigen Kurs bringen“ (back on track). Auf diese Formulierung haben sie sich als Schlagwort geeinigt. Allein in den ersten drei Minuten wiederholt jeder von ihnen den Satz zweimal, in den 14 Minuten des Interviews taucht er wenigstens achtmal auf. Überhaupt sollen endlich Dinge getan, das Land auf den richtigen Kurs gelenkt, ja etwas bewegt werden. Dazu brauche es Führungsqualitäten, die der Präsident nicht habe.

Kein Wort zu Inhalten, keine konkreten Vorschläge, nicht mal ansatzweise ein Plan – außer der Absenkung der Staatsschulden und der Steuern (was bekanntermaßen so nicht funktioniert, wie selbst die FDP allmählich erkennt oder zumindest so tut). Nur in einer Sache wird Romney konkret: Er zieht nicht mit Ryans radikalem Sozialabbau-Haushaltsplan in den Wahlkampf, sondern mit seinem eigenen Konzept. In einem knappen Satz widerlegt er damit, was liberale Beobachter wie John Heilemann vermuteten und konservative Kommentaren wie George Will inniglich hofften: dass der Wahlkampf endlich Substanz bekommen und nicht mehr nur negativ geführt würde. Dass zwei klare Konzepte konkurrierten. Keine Chance.

CBS-Moderator Bob Schieffer führt das Interview geschickt, lässt die beiden Politiker erstmal erzählen, wie Romney den Vize-Kandidaten ausgewählt hat, was ihn qualifiziert. Er leitet kritische Fragen mit Formulierungen ein wie „Na, jetzt bringe ich Sie mal in Verlegenheit“, um herauszufinden, ob Ryan mit der Wahlkampfführung einverstanden ist. Er erinnert daran, dass der Kongress verhindert, dass „Dinge getan werden“. Er fragt, ob Reiche nicht die höchsten Steuersätze zahlen sollten. Und Schieffer vergisst auch die Frage nicht, wie viele Steuererklärungen Ryan seinem neuen Chef vorlegen musste. Zwei, so viele wie Romney öffentlich gemacht hat.

Die Politiker sind auf der Hut, vermeiden Patzer, wie sie Sarah Palin vor vier Jahren unterlaufen sind. Ryan hört sich dabei an, wie ein jüngerer Klon von Romney. Bis in die Formulierungen hinein imitiert er die formelhafte Redeweise des Präsidentschaftskandidaten. Nur nichts liefern, was in einem Videoclip von Obamas Team gegen sie verwandt werden könnte. Das scheint der Auftrag. Von Selbstbewusstsein zeugt das nicht, sondern von Angst. Wer gehofft hat, dass Ryan für diesen Wahlkampf ein „Gamechanger“ sei, der eine Wende einleiten könnte, der sah sich zumindest in diesem Interview enttäuscht. Präsident Obama kann sich freuen.

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